Schon einmal Ratenzahlung vereinbart? – Klar, beim Auto, Haus, Luxusurlaub oder Fernseher. Das meinte ich aber eigentlich nicht. In diesem Artikel beziehe ich mich eher auf die kleineren Dinge des Lebens. Nehmen wir zum Beispiel meine Schwiegermutter. Sie hat sich für etwa 50 Real (ca. 18 Euro) einen Mixer gekauft und zahlt diesen nun in 3 Monatesraten ab. Um Kunden zu gewinnen, sind diese Ratenzahlungen in letzter Zeit immer häufiger zinslos.
Bei dem Kleiderschrank, den sich die Schwester meiner Frau gekauft hat, hat Sie durch Barzahlung echtes Geld gespart. Etwa 75 Real war das gute Stück billiger, als wenn sie ihn in 12 Monatsraten abgezahlt hätte. Und er kostete in Teilzahlung ungefähr 600 Real. Doch sie hatte gerade das Geld, und so hat sie die gesparten 75 Real in ein weiteres Teilzahlungsgeschäft als Eingangsrate gesteckt. Getreu dem Motto: Nichts verkommen lassen!
Das alles habe ich ja noch verstanden. Man geht in ein Geschäft und sieht überall Preisschilder mit riesigen 6x 19,90R$, 12 x 34,50R$, 3x 22,80R$ … der Barzahlungspreis steht irgendwo ganz klein am Rand oder auf der Rückseite oder muss oftmals sogar erst erfragt werden. Die Aktionsprodukte sind meist mit „Sem Juro“ ausgezeichnet, was eben eine Anzahlung ohne Zinsaufschlag bedeutet.
Beliebt sind auch Zahlungsaufschübe. Kaufe heute und zahle per vordatiertem Scheck am 01.12. – selbstverständlich ohne Aufschlag. Oder, wie bei Ratenzahlungen auch üblich, beginnt die Abzahlung erst 3 Monate später.
Ich gebe zu, all das habe ich auch schon bei Neckermann gehört … Zahlpause, Ratenzahlung mit oder ohne Aufschlag, all das ist nicht das neueste auf der Welt.
Doch gestern in einer Webepause einer Telenovela machte eine grosse Schuhkette Reklame für ihre Designtreter. Da kam dann die „Megaoferta“ – Havaianos, zu deutsch Badeschlappen einfachster Art, die wurden da für 13,90 R$ (5 Euro) angeboten, kein schlechter Preis … oder halt in 5 Raten je 2,95 R$ (1,10 Euro) – da muss man doch zugreifen, oder ???
Das ist kein Witz. Aber weit gefehlt, man würde denken, das funktioniert nur im Versandhandel mit Mindestbestellsummen oder anderen Einschränkungen. Nein! Der Kunde geht in das Geschäft, kauft und macht einen kleinen Vertrag. Und jedes, ich wiederhole, jedes Geschäft bietet dies an. Dann muss er jeden Monat wieder in den Laden, seine Rate bezahlen – auch wenn es nur 1 Euro ist. Oder er hinterlegt Schecks, die dann entsprechend eingelöst werden. Überweisungsaufträge oder Lastschriften funktionieren meist nicht, da kein einheitliches Bankensystem aufgebaut ist oder werden nicht genutzt, da man den Banken nicht so richtig traut.
Und die Strafen bei Nichterfüllung sind hart. Nie mehr Teilzahlung, Konto gesperrt, keine Schecks mehr … das Leben auf Pump ist dann schnell zu Ende. Und die Brasilianer lieben das Leben auf Pump. Denn man kann ja alles auf Pump kaufen. Ich kenne niemanden, der nicht gerade irgendwo irgendetwas abbezahlt. Ihm dieses Recht zu nehmen, wäre schlimmer als ein Verbot von Telenovelas. Und darum wird, koste es was es wolle, brav regelmässig abbezahlt. Dann kann man ja wieder was neues kaufen!