Unwetter in Rio de Janeiro: Vermutlich 200 Verschüttete am Todeshügel von Niteroí

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Datum: 08. April 2010
Uhrzeit: 09:43 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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Zwei Tage nach der verherrenden Unwetterkatastrophe in Rio de Janeiro, die bislang rund 150 Menschenleben gefordert hat, kam es in der Nacht zum Donnerstag zu einer weiteren Tragödie. Am Morro do Bumba in Niteroí begrub ein Schlammlawine am späten Mittwochabend Ortszeit rund 40 Häuser unter sich. Nach jüngsten Angaben der Rettungskräfte sind dabei vermutlich 200 Menschen von den Erd- und Geröllmassen verschüttet worden. Bislang wurden 6 Personen tot geborgen, mehr als 50 wurden verletzt.

Niteroí hat bereits jetzt die meisten Todesopfer der Unwetter der letzten Tage zu beklagen. In der auf der gegenüberliegenden Seite der Guanabara-Bucht und in Sichtweite von Rio de Janeiro gelegenen Stadt kamen mindestens 80 Menschen ums Leben. Weite Teile von Niteroí und der angrenzenden Gemeinden standen meterhoch unter Wasser, mindestens 30 Erdrutsche wurden in den verschiedensten Teilen der Stadt registriert.

Anscheinend wurde bei dem jüngsten Erdrutsch auch ein Kindergarten verschüttet. Berichten von Anwohnern zufolge sollen sich zum Unglückszeitpunkt rund 20 Kinder darin aufgehalten haben. Die Rettungskräfte versuchen nun, einen virtuellen Plan des völlig zerstörten Gebietes aufzustellen, um einen besseren Überblick zu erhalten und die Suchmassnahmen effektiver zu gestalten.

Die Chancen, am Morro do Bumba noch Überlebende zu finden, werden von Coronel Pedro Machado vom Zivilschutz als äusserst gering eingeschätzt. „Nach unserer Erfahrung ist man sofort tot. Es kam eine grosse Menge an Erde, Steinen und Müll herunter“ erklärte Machado am Donnerstagmorgen. Die Aufräumarbeiten werden nach ersten Schätzungen Wochen betragen. Die gewaltigen Massen an Schutt und Geröll erschweren zudem die Suche nach den Verschütteten.

Die schlimmsten Regenfällen der letzten 44 Jahre haben seit Montagabend weite Teile der Millionenmetropole Rio de Janeiro und des Umlandes überschwemmt, das öffentliche Leben kam am Dienstag faktisch zum erliegen. Tunnel und Verbindungsstrassen waren durch Erdrutsche blockiert und von den Wassermassen überflutet, die Menschen wurde aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Die meisten der bislang rund 150 bestätigten Todesopfer kamen in den Favelas der Städte bei Erdrutschen ums Leben. Zehntausende mussten im gesamten Bundesstaat ihre Häuser verlassen und sind in Notunterkünften untergebracht. In weiten Teilen der Region sind die Schulen und Behörden nach wie geschlossen, nur langsam entspannt sich die Situation in den Katastrophengebieten.

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