Nach den heftigsten Regenfällen seit 30 Jahren sind am Dienstag in Rio de Janeiro in Brasilien nach Angaben des Zivilschutzes mindestens 82 Menschen ums Leben gekommen. In weiten Teilen der Region kam es zu massiven Überschwemmungen und Erdrutschen, dutzende Häuser wurden von Schlammlawinen begraben. Viele Menschen wurden in der Nacht von dem Unwetter im Schlaf überrascht. Besonders betroffen sind Norden, Westen und das Zentrum der Millionenmetropole.
Durch Erdrutsche kamen alleine am Morro dos Prazeres, im Stadtteil Santa Teresa 12 Menschen ums Leben. Weitere Todesopfer werden aus Andaraí, vom Morro do Borel in Tijuca, vom Morro dos Macacos in Vila Isabel, in Recreio dos Bandeirantes im Westen der Stadt sowie am Morro do Turano am Rio Comprido gemeldet. Die Gesamtzahl der Todesopfer in der Millionenmetropole selbst wurde am Abend auf 33 beziffert. Viele Menschenleben sind zudem im Grossraum von Rio, in Niterói, São Gonçalo und Petrópolis zu beklagen. Dutzende Personen werden weiterhin vermisst.
Bürgermeister Eduardo Paes sprach von dem „absoluten Chaos“ in seiner Stadt. Vielerorts kam der Verkehr vollständig zum Erliegen, das öffentliche Leben steht faktisch still. Weiterhin sind wichtige Verbindungsstrassen wie die Strecke von Rio de Janeiro nach Santos unterbrochen. Die Brücke nach Niteroi sowie der Flughafen Santos Dumont wurden nach mehrstündiger Sperre erst am frühen Nachmittag Ortszeit wieder geöffnet. In mehreren Stadtteilen im Süden der beliebten Tourismusmetropole fiel zudem der Strom aus, der Stadtteil Barra da Tijuca ist faktisch von der Aussenwelt abgeschnitten.
Die Menschen wurden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Viele Schulen und Kindergärten sind geschlossen, auch in Behörden findet vielerorts nur ein Notbetrieb statt. Besonders in den Favelas der Stadt wurden dutzende Familien obdachlos. Sie sind mittlerweile in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Turnhallen untergebracht. Rund 300 Personen wurden im gesamten Bundesstaat Rio de Janeiro laut dem Zivilschutz durch Rettungskräfte aus eingestürzten Häusern, halb versunkenen Autos oder von gefährlichen Abhängen gerettet.
Laut dem meteorologischen Dienst sind von Montagabend 20 Uhr Ortszeit bis zum Dienstagvormittag binnen 15 Stunden durchschnittlich 180 Milimeter Regen gefallen, der Durchschnittswert für den gesamten April liegt bei 90 Milimetern. An der Messstation Sumaré wurden sogar 304 Milimeter gemessen, im Stadtteil Tijuca lag die Niederschlagsmenge bislang bei 249 Milimetern. Es sind die schlimmsten Regenfälle seit 30 Jahren. Besserung ist zudem keinesfalls in Sicht. Bis zum Wochenende soll es weiterregnen, die Niederschlagsmenge soll jedoch im Wochenverlauf langsam abnehmen.
Foto: Agencia Brasil