Brasilien: Deutscher lebt seit fast 2 Wochen auf Regional-Flughafen

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Datum: 28. Oktober 2009
Uhrzeit: 19:15 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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deutscher-viracopos-normalDie Geschichte klingt abstrus und existiert zudem in mehreren Versionen. Eines allerdings scheint gesichert. Der 46-jährige deutsche Staatsbürger Heinz Müller lebt seit nunmehr fast zwei Wochen auf dem Regionalflughafen Viracopos in Campinas im Bundesstaat São Paulo. Geld hat er anscheinend keines mehr, er lebt von Snacks, die im andere Reisende spendieren und schläft auf den Stühlen in der Wartehalle. Mehrere Male haben schon Grenzpolizei und Mitarbeiter einer Sozialstation mit dem am Parkinson-Syndrom leidenden Mann gesprochen, den Flughafen verlassen will er dennoch nicht. Weder einen Rückflug nach Deutschland will er antreten, noch will er die deutsche Botschaft um Hilfe bitten. Alleinig seine Internetliebe Josiane will er wiedersehen.

Die hatte er über das weltweite Datennetz kennen gelernt. Anfang Oktober brach er dann von Deutschland nach Brasilien auf und hat sich mit ihr angeblich am 03. Oktober auch getroffen. Mehrere Tage lebte er in einer Pension, war mit seiner Traumfrau essen, schliesslich landete er am Flughafen. Was genau passiert ist, weiss selbst er nicht mehr so genau. Gegenüber brasilianischen Reportern erklärte er, der Kontakt sei in den letzten Tagen abgerissen. Zuvor habe sie ihm sogar noch Geld gegeben. Laut einigen Flughafen-Mitarbeitern, denen sich der diplomierte Luft- und Raumfahrttechniker anvertraut hat, ist er allerdings aus dem Haus geworfen worden. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

„Ich will nicht nach Deutschland zurück. Ich will einen Platz, wo ich leben und Josiane treffen kann“ erklärte er gegenüber einem Online-Journal. Daher kommt fremde Hilfe für ihn auch gar nicht in Frage. Auch zu Freunden in Curitiba, wo er sich 2006 und 2007 rund neun Monate aufgehalten haben soll, und die von der Flughafenverwaltung Infraero informiert wurden, will er nicht. Dort soll er angeblich sogar 1 Monat verheiratet gewesen sein, bevor er feststellte, dass seine frisch Angeheiratete ihm Kinder verschwiegen hatte. Eine Bekannte, so die Tageszeitung Folha S. Paulo, hat ihn als „unverschämt“ bezeichnet. Zudem trinke er sehr viel.

„Ich will nirgendwo hin. Ich habe Angst, dass man mir meinen Computer klaut“ verteidigte er zudem seinen Aufenthalt in dem im Grossraum der Millionenmetropole São Paulo gelegenen Airport. Immer wieder versucht er mit seinem Laptop in Kontakt mit Josiane zu treten, was allerdings in den letzten Tagen angeblich nicht funktionierte. Die Flughafenverwaltung ist machtlos und verwies zudem auf eine Aussage des Generalkonsulats im 93 Kilometer entfernten São Paulo, dass dem Mann nur geholfen werden könne, wenn dieser selbst um Hilfe bitte.

Der ehemalige Pilot, der sich aufgrund seiner Erkrankung im Vorruhestand befindet und eine Pension bezieht, liebt nach eigenen Angaben Brasilien und will unbedingt dort bleiben. 15 Reais hatte er nach Angaben eines Militärpolizisten derzeit in der Tasche. Müller plant jedoch schon die Eröffnung eines Bankkontos und will sich dann seine Ersparnisse nach Brasilien überweisen lassen. Mit dem Geld will er sich dann ein Haus mieten oder kaufen.

Und das dürfte sogar kaum mit Problemen verbunden sein. Denn ein Mitarbeiter der Infraero bestätigte, dass Müller neben sämtlichen deutschen Dokumenten auch ein gültiges dauerhaftes Visum für Brasilien hat. Eine Sozialstation, in der er 5 Tagen bleiben könnte, will der derzeitige Flughafenbewohner allerdings nicht aufsuchen. Und da er laut den Verantwortlichen trotz seiner manchmal konfusen Geschichte keine Gefahr für die Passagiere darstellt, sind die Handlungsmöglichkeiten der Behörden begrenzt. Und damit auch der Ausgang der unglaublichen Geschichte, die derzeit in ganz Brasilien für Aufsehen und vor allem für Unverständnis sorgt. Heinz Müller will anscheinend erst einmal weiterhin am Flughafen auf die Liebe seines Lebens warten.

Foto: Divulgação/Rose Mary de Souza/Terra

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