Eine abgelegene Region im brasilianischen Bundesstaat Roraima ist eine wahre Fundgrube für Archäologen. In einem nur rund 55 Kilometer grossen Radius zwischen zwei Indianerschutzzonen wurden in den vergangenen 25 Jahren mehr als 155 Stellen mit in Stein geritzte Zeichnungen und Höhlenmalereien entdeckt und katalogisiert. An manchen Orten wurden dazugehörige Werkzeuge gefunden, die auf bis zu 4.500 Jahre datiert wurden.
Laut der Leiterin des Integrationsmuseums von Boa Vista, Elena Fioretti, wurden die meisten Zeichnungen bereits zwischen 1986 und 1989 erstmalig dokumentiert. Roraima ist ihrer Aussage nach reich an prähistorischer Kunst. Manchmal müsse nur ein Loch für einen Swimmingpool ausgehoben werden, schon könne man auf neues Material stossen.
Viele Fundstücke sind jedoch bis heute nicht entschlüsselt. Neben Malereien gibt es auch tief in den Stein geritzte Inschriften, die den Wissenschaftlern weiterhin Rätsel aufgeben. Allerdings könnte hier vielleicht schon bald der Beweis geliefert werden, dass es bereits vor 8.000 Jahren auf dem südamerikanischen Kontinent eine Art primitives Alphabet gab, welches von den nativen Völkern Amerikas verwendet wurde.
Doch derzeit fehlen Mitarbeiter in der Region, die der Herkunft der „Künstler“ genauer auf den Grund gehen könnten. Auch aus diesem Grund soll dafür im kommenden Jahr eine spezielle Fachabteilung an der staatlichen Universität von Roraima eingerichtet werden, vornehmlich mit finanzieller und wissenschaftlicher Unterstützung aus den USA.
Am häufigsten sind in der Tiefe des amazonischen Regenwaldes inmitten der Reservate São Marcos und Raposa Serra do Sol Bilder von geometrischen Figuren und Tieren anzutreffen. Neben äusserst naiven Zeichnungen sind jedoch auch komplexe Strichmuster erhalten geblieben. Experten vermuten, dass die Arbeiten durch Vorfahren der heute noch in der Region ansässigen Indianervölker Macuxi, Wapixana und Taurepang entstanden sein könnten.
Foto: Ari Silva/persönliches Archiv