Brasilien zieht nicht nur Naturliebhaber und Erholungssuchende an, sondern ebenso Poeten. Die treffen sich derzeit beim Literaturfestival in Poços de Caldas. Mit dabei ist auch der kroatische Botschafter, der seit drei Jahren in dem südamerikanischen Land lebt und nebenbei Gedichte über das Leben, die Natur und die Menschen Brasiliens schreibt.
Auf den ersten Blick gilt Brasilien nicht gerade als Lese-Land. Das Gegenteil ist der Fall. Nach der Studie „Mapa do Lazer“ (Karte der Freizeit) des Geschäftsverbandes Rio de Janeiros haben im vergangenen Jahr 70 Prozent der Brasilianer kein einziges Mal ein Buch in die Hand genommen, um zu lesen. Im Vergleich zu 2013 hat die Lesekultur sogar um fünf Prozent abgenommen. Gleichzeitig gibt es jedoch dutzende Initiativen von privater und öffentlicher Seite, mit denen das Lesen gefördert werden soll. In Parkanlagen werden literarische Werke auf Bänken verteilt und an Bushaltestellen Regale aufgestellt mit Büchern, die kostenlos mitgenommen werden können. Einzige Bedingung ist, irgendwann und irgendwo wieder mit einer Buchspende zum Projekt beizutragen. Auch von Initiativen und Privatpersonen in Bibliotheken umgewandelte Omnibusse und selbst Fahrräder ziehen über das Land.
Hoch im Kurs stehen ebenso Literaturfestival. Das berühmteste findet jährlich in Parati statt und zieht nationale und internationale Größen sowie zehntausende Besucher an. Aber auch das Festival Literário de Poços de Caldas im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais wartet mit etlichen Überraschungen auf. Eine ist der kroatische Botschafter in Brasilien, Drago Stambuk. Mit Leseproben aus seinem Buch „Céu no poço” (Vom Himmel zur Quelle) sorgte er für Begeisterung. Dem Schreiben ist er schon seit Längerem verfallen. Noch nie hat er allerdings so viele Gedichte kreiert wie in Brasilien, das seine Inspiration zu beflügeln scheint. Über 200 Gedichte sind es bereits, wie er in einem Interview beim Festival gestand. Kurz vor der Veröffentlichung steht zudem sein nächstes poetisches Werk, das Buch „A inacabada criação do mundo” (Die unvollendete Schöpfung der Welt).