Was braucht man mehr als eine glänzende Discokugel, um eine gute Zeit zu haben? So profan scheint die Einstellung von Sängerin Mariana da Cruz aus der Schweiz zu sein, würde man sich ganz nach der ersten Singleauskopplung der Doppel-CD „Disco e Progresso“ verlassen. Doch das vierte Album von Da Cruz ist deutlich mehr als der eingängige Song „Bola da Discoteca“. Die Doppel-CD, die ab dem 11. April in Deutschland in den Regalen steht, zeichnet sich durch eine überraschende Vielfalt aus.
Stilistisch kombinieren Da Cruz engagierte Vocals in brasilianischer Sprache mit treibender Elektronik und knackigen Bläsersätzen. Auch eine Gitarre gehört zur Stammbesetzung der Band. Mariana singt dabei mehr oder weniger konkret über die Zustände in ihrer Heimat Brasilien. Mit denen ist sie keineswegs zufrieden und hat bereits vor 10 Jahren nach einer Zwischenstation in Lissabon ihr Glück in der Schweiz gesucht. Und gerade im WM-Jahr 2014 erinnert Da Cruz bereits mit dem Albumtitel „Disko und Fortschritt“ an den Slogan in der Landesflagge „Ordnung und Fortschritt“.
„Seit ich denken kann, wird der Jugend in Brasilien der Aufstieg zur Wirtschaftsmacht in Aussicht gestellt, doch passiert ist nichts“, sagt Mariana Da Cruz, die sich selbst zur Generation der Desillusionierten zählt, die derzeit in ihrem Heimatland immer öfter auf die Straße gehen, um unter anderem gegen Korruption und Steuerverschwendung zu demonstrieren. Somit hat der Doppel-Silberling auch ein ganz wichtige politische Bedeutung. Diese wird in einem Mix aus brasilianischer Disco-Musik der 70er Jahre, dem Bossa Nova, Elektro-Kuduro und New Wave zu einem spannenden Erlebnis.
Da Cruz‘ neuestes Werk mit 21 ausgelassenen, wütenden und doch geschmeidigen Songs ist damit der passende Soundtrack für das Brasilien-Jahr 2014 und einE perfekte Einstimmung auf die Fußball-WM im größten Land Südamerikas. Live zu sehen und zu hören ist die Band in Deutschland am 29. Mai auf dem Weltnacht Festival Bielefeld sowie zwei Tage später auf dem Fest der Kulturen ebenfalls in Bielefeld.