Ein Online-Game aus Brasilien sorgt derzeit nicht nur im grössten Land Südamerikas für Aufsehen. In der Flash-Animation blickt der Spieler durch ein Zielfernrohr auf davonlaufende Drogendealer. Per Mausklick kann er die Flüchtigen durch einen gezielten Schuss eliminieren, oder er lässt sie einfach türmen. In beiden Fällen erhöht sich der Punktestand.
“Wenn du eine Waffe in der Hand hast, schießt du oder nicht?” lautet die Botschaft des umstrittenen Spiels, welches die tatsächlich ereignete Massenflucht aus der Favela Vila Cruzeiro in Rio de Janeiro darstellt.
Erst in der vergangenen Woche stürmte ein Großaufgebot von Polizei und Militär das Armenviertel im Norden der Millionenmetropole. Dutzende Kriminelle waren dabei auf einer Erdstraße zu Fuss oder dem Motorrad in den nahe gelegenen Favelakomplex Alemão getürmt. Ein Hubschrauber eines TV-Senders filmte die Massenflucht (siehe Video), die nun als Vorlage für das umstrittene Spiel diente.
Entwickelt wurde das Online-Game mit dem Namen „Fuga da Vila Cruzeiro“ (Flucht aus Vila Cruzeiro) von der brasilianischen Software-Schmiede Pindorama Games. Dessen Geschäftsführer Neca Boullosa betonte gegenüber brasilianischen Medien, dass er damit keinesfalls irgendjemand zu Gewalt anstiften wolle. Das Spiel sei lediglich ein “Instrument der Diskussion”. Daher gebe es auch kein Ende oder einen höheren Level, wenn man sämtliche flüchtende Gangster erschießen oder entkommen lassen würde.
Durch die aktuellen Ereignisse erfuhr das Spiel erwartungsgemäß eine grosse Aufmerksamkeit. Über 60.000 Zugriffe wurden innerhalb von 30 Stunden registriert, auf sozialen Plattformen wie Orkut, Facebook oder im Microblogging-Dienst Twitter wurde intensiv darüber diskutiert. Dabei reichen die Reaktionen von einem Extrem zum anderen. Einige Diskussionsteilnehmer und Kommentatoren finden das Spiel einfach nur lustig, andere wiederum sehen darin einen “grausamen Massenmord” und fordern die sofortige Abschaltung.
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