Wenn am heutigen Sonntag in Brasilien rund 136 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben, dann werden hochgerechnet über 2,5 Milliarden Zahlen in die Wahlcomputer eingetippt. Damit sich die Wählerinnen und Wähler die Nummern der jeweiligen Kandidaten gut merken können, ist Marketing angesagt.
Denn ein positives Bild beim Wähler zu vermitteln reicht einfach nicht aus. Im Wahlcomputer kann man nicht nach Namen suchen oder durch die Kandidaten blättern. Die zwei- bis fünfstellige Nummer muss eingetippt werden und die langen Listen hängen nur irgendwo ausserhalb auf den Gängen aus. An der Urne ist der Wähler ganz auf sich gestellt. Deswegen muss immer eine gute Verbindung zwischen Kandidat und seiner Nummer hergestellt werden.
„Dilma13“, „Serra45“ oder „Gleisi131“ – die Kombination macht am Ende ein Stück Wahlerfolg aus. Unmengen an „Erinnerungs-Kärtchen“ werden im Vorfeld verteilt, das brasilien Magazin hat bereits ausführlich darüber berichtet. Und jeder Kandidat hat zudem sein eigenes Logo und sein eigenes Musik-Jingle oder Lied, welches über Lautsprecherwagen unter das Volk gebracht wurde. Natürlich muss der Twitter-, Facebook- oder Orkut-Account bekannt sein, die Webseite mit einem eigenen Profil und Design aufwarten. Denn nur dann ist die Stimmabgabe garantiert.
All dies funktioniert jedoch auch nur in Verbindung mit der richtigen politischen Programmatik und/oder Allianz. So machen andere sozialistische Parteien Werbung für Dilma Rousseff und bringen damit gleichzeitig den eigenen Kandidaten zu den Wählern. Im derzeitigen Regierungslager ist es unter anderem die Coligação „Para o Brasil seguir mudando“ – „Damit sich Brasilien auch weiterhin verändert“. Hier sind PT (Arbeiterpartei), PMDB (Demokratische Bewegung), PCdoB (Kommunistische Partei), PDT (Demokratische Arbeiterpartei), PRB (Republikanische Partei), PR (Partei der Republik), PSB (Sozialistische Partei), PSC (Christlich Soziale Partei), PTC (Christliche Arbeiterpartei) und PTN (Nationale Arbeiterpartei) zusammengeschlossen.
Alle unterstützen im vorliegenden Fall zunächst einmal Präsidentschaftskandidatin Dilma Rousseff, dann ihre jeweiligen Gouverneure, Senatoren und Abgeordneten im Nationalkongress und den Landesparlamenten. Und so kommen unzählige Varianten von Flugblättern vor, die sich von Stadt zu Stadt, Region zu Region, Bundesstaat zu Bundesstaat unterschieden. Nur Dilma und Lula sind überall präsent.
Fotos: Scan Propagandamaterial