Raubkopien sind ja hier in Brasilien etwas alltägliches. Auf jede verkaufte Original-CD oder DVD kommen 10 illegale Kopien. Man kann sie an jeder Strassenecke kaufen und die Händler machen auch gross Reklame damit. 3 CDs für 10 Real (3,60 Euro) lese ich jedesmal, wenn ich in das Stadtzentrum laufe, vor einem kleinen Geschäft. Es sind meist Musik-CDs aller Stilrichtungen in einer kleinen Zellofanhülle. Doch immer mehr verbreiten sich die MP3-CDs mit bis zu 150 Titeln oder Diskografien bekannter Künstler, wo alle Alben auf eine CD gepresst wurden. Die wenigen Fachgeschäfte, wo man die Original-CDs für um die 20 Real und aufwärts kaufen kann, ertragen es scheinbar mit stoischer Ruhe – sie können es wohlmöglich nicht ändern oder haben den Kampf aufgegeben. Doch auch die neuesten Filme findet man, meist in entsprechend schlechter Qualität, da z.B. im Kino die Leinwand abgefilmt wurde, ebenfalls im Sortiment der Plagiatverkäufer. Grossartig öffentlich ereifern tut sich darüber hier aber meist niemand.
Für Aufsehen jedoch sorgte gestern in den hiesigen Tageszeitungen der örtliche Kinobesitzer. Ihm war zu Ohren gekommen, dass ein aktueller Kinofilm, welchen er selbst gerade im Programm hat, als Raubkopie in der Aula eines Bildungszentrums gezeigt wurde. Der Film heisst „2 Filhos de Francisco“ und erfreut sich in Brasilien derzeit grosser Beliebtheit. „Für die Schüler sei dies kein Vorbild eines guten Staatsbürgers!“ wetterte er in Richtung Schulleitung, da ja die Aufführung erlaubt hatte. Auch die Presse äusserte sich entsprechend negativ, wies jedoch immer auch daraufhin, dass es sich bei dem Bildungszentrum um eine „private Einrichtung“ handeln würde.
Ich persönlich finde diese mehr oder minder öffentliche Aufführung eines aktuellen Kinofilmes ziemlich dreist. Raubkopien werden nunmal geduldet, aber man kann es auch übertreiben!