Am Amazonas in Brasilien macht sich erstmalig seit Monaten Hoffnung auf eine Entspannung der Hochwasserlage breit. Der Pegel des Rio Negro bei Manaus ist in den vergangenen Tagen um 2 Zentimeter gefallen und liegt nun seit rund 24 Stunden konstant bei 29.75 Metern. Weiterhin wird der gigantische Fluss allerdings von dem ebenbürtigen Rio Solimões aufgestaut und am schnellen Abfliessen gehindert. Sollte der Wasserstand des zweiten Zulaufs zum mächtigen Amazonas wie erhofft in den nächsten Tagen fallen, so winkt der Amazonasmetropole ebenfalls Entspannung bei der Jahrhundertflut. Die Zeichen dafür stehen nun zum Ende der Regenzeit natürlich gut.
Mit 29.77 Metern wurde im Hafen von Manaus in den vergangenen Tagen der höchste Pegelstand des Rio Negro seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Die bisherige Rekordmarke stammt aus dem Jahr 1953 und lag bei 29.69 Metern. Experten befürchteten am vergangenen Wochenende sogar einen Wasserstand von über 30 Metern, sollten die von den Meteorologen angekündigten Regenfälle starker ausfallen als prognostiziert. Dies hat sich bislang jedoch glücklicherweise nicht bewahrheitet.
Die Flut ist jedoch nicht nur ein beeindruckendes Naturschauspiel, sie brachte erwartungsgemäss auch viel Zerstörung mit sich. Brücken, Mauern, Uferbegrenzung und sogar Häuser wurden weggeschwemmt, tausende Menschen sind durch die Jahrhundtflut obdachlos geworden. Zehntausende harren zudem gerade in den Randbezirken von Manaus aus Angst vor Plünderungenin ihren teilweise überschwemmten Häusern aus. In den engen Gassen der Armensiedlungen wurde provisorische Stege montiert, um den Bewohner noch ein wenig Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Auch im Zentrum der grössten Stadt am Amazonas ist das Wasser angekommen. In einigen Strassen mussten die Geschäfte inzwischen schliessen, der berühmte Stadtmarkt steht mittlerweile ebenfalls knietief unter Wasser.
Der Zivilschutz ist pausenlos im Einsatz, verteilt Holz, Decken, Lebensmittelpakete und Trinkwasser. Die Regierung des Bundesstaates Amazonas hat den Notstand ausgerufen, um schnell staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aus Brasília wurde bereits ein Finanzpaket zugesagt. Zudem werden derzeit aus allen Landesteilen Spenden in die Region transportiert. Auch aus dem Bundesstaat Santa Catarina, selbst Opfer von Überschwemmungen und Erdrutschen im vergangenen November, werden Hilfslieferungen gemeldet.