In Brasiliens Millionenmetropole São Paulo haben am gestrigen Freitag mit dem jährlichen Karneval auch die berühmten Samba-Paraden begonnen. Ein Motto der farbenfrohen Präsentationen war die Internationalisierung und Zerstörung des amazonischen Regenwaldes. Am frühen Samstagmorgen widmete die Sambaschule X-9 Paulistana diesem Thema ihren kompletten Auftritt. Während der über eine Stunde dauernden Parade im Sambódromo von Anhembi machte die Schule unter anderem auf die gefährdeten indigenen Kulturen in der Region aufmerksam, die es unbedingt zu erhalten gelte. Aber auch die durch die portugiesische Kolonisation entstandenen Zerstörungen wurden thematisiert. Ein weiterer Motivwagen mit Bezug auf das grösse Regenwaldgebiet der Erde trug zudem den Titel „das Massaker der Motorsäge“.
Für Aufsehen sorgte auch das brasilianische Nacktmodell Viviane Castro, die im vergangenen Jahr nach Meinung vieler Zuschauer in Rio de Janeiro komplett nackt an einer Parade teilgenommen hatte. Die Story um die schamlose Brasilianerin sorgte weltweit für Schlagzeilen. Später stellte sich heraus, dass die intimen Details durch ein sog. ‚tapa-sexo‘ verhüllt waren. Und auch in diesem Jahr bedeckte lediglich ein winziger Klebestreifen ihre Scham (mehr…). Auf den Oberschenkeln der 26-jährigen waren zudem die Präsidenten Barack Obama und Luiz Inácio Lula da Silva aufgemalt – als Symbole für den drohenden Ausverkauf der Regenwälder in Amazonien.
Aber auch andere Sambaschulen beschäftigten sich mit Umweltthemen. So erlebten die gut 30.000 Zuschauer beim Auftritt von Unidos do Peruche eine Zeitreise durch die Welt des Schmucks und der Edelsteine. Zwar stand die Herrlichkeit der wertvollen Steine und Mineralien zu Beginn der Parade im Mittelpunkt, danach wurde es jedoch weitaus ernster. Nachdem der Goldrausch im religiösen Kontext thematisiert wurde, wies der letzte Motivwagen auf die sinnlose Ausbeutung der Natur hin. Inbesondere wurden die massiven Umweltzerstörungen bei der Suche nach Gold und Diamanten kritisiert. Diese finden auch heute noch in abgelegenen Teilen des amazonischen Regenwaldes statt und gefährenden den Lebensraum der dort ansässigen indigenen Völker.
In der ersten von zwei Nächten der Spezialgruppe gingen insgesamt sieben Sambaschulen an den Start. Ein einheitliche Motto wird nicht vorgegeben, so dass eine Schule ihr eigenes Jubiläum feierte, eine andere auf die Kultur im Bundesstaat Pernambuco aufmerksam machte und ein andere wiederum die Samba mit der afrikanischen Kultur verband, die längst in der brasilianischen Bevölkerung durch die Nachfahren schwarzer Sklaven Einzug gehalten hat. Die Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena sahen bis zum Sonnenaufgang acht Stunden lang echten Carnaval do Brasil mit imposanten Show von jeweils mehreren tausend Teilnehmern, dutzenden Kostümgruppen und vielen gigantischen Motivwagen.
Am heutigen späten Samstagabend werden die Paraden in São Paulo fortgesetzt. In Rio de Janeiro finden die Samba-Paraden der Spezialgruppe jeweils in der Nacht zum Montag und Dienstag statt. Einen ausführlichen Bericht zu den gestrigen Sambaparaden in São Paulo findet man auch im nachfolgenden Podcast des BrasilienPortal
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