Beija-Flor heißt der diesjährige Sieger der Sambaparaden in Rio de Janeiro. Die traditionsreiche Sambaschule hat sich mit ihren Darbietungen zu Afrika zum 13. Mal die begehrte Trophäe geholt. Allerdings lieferte sie sich bei der Auszählung der Noten bis zuletzt ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Vize Champion Acadêmicos do Salgueiro, der auf die Küche Minas Gerais gesetzt hatte. Insgesamt haben die zwölf Elite-Sambaschulen Rio de Janeiros dieses Jahr ein wahres Spektakel an herausragenden Allegorien mit viel Einfallsreichtum und Technik ins Sambódromo Marquês de Sapucaí gebracht.
Mit ihrer diesjährigen Parade hat sich Portela mit 269,9 Punkten wieder an die Spitze der Sambaschulen der Elite-Gruppe gesetzt. Während sie 2014 nur den 7. Platz belegten, überzeugten sie dieses Jahr Jury und Publikum mit ihrer Darbietung, bei der sie die afrikanische Seele in den Mittelpunkt gestellt haben. Bei Kostümen und Allegorien setzten sie dieses Mal auf die Traditionen des Karnevals Rio de Janeiros und auf viel Luxus und zeigten riesige Masken, die ihren Gesichtsausdruck änderten sowie imposante Allegorien über das Sklaventum und die Mythologien Afrikas. Ihr Thema über Äquatorialguinea hatte im Vorfeld allerdings starke Kritik hervorgerufen, befindet sich das Land, das die Parade Beija-Flors gesponsort haben soll, doch in einer Diktatur. Ihre Darstellung begeisterte indes das Publikum und Jury. Zum letzten Mal war Beija-Flor der Sieg im Jahr 2011 gelungen.
Auf den zweiten Platz schaffte es Acadêmicos do Salgueiro. Die Sambaschule brachte mit phantasievollen Kostümen und beeindrucken Allegorien die Küche des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais auf die Avenida Marquês de Sapucaí. Allerdings wiederholte sich ihr Drama von 2014, als sie nur um einen Zehntelpunkt gegen Unidos da Tijuca verloren hatten und zum Vize gekürt wurden. Auch dieses Jahr sah es beinahe so aus, als würden sie gewinnen. Erst bei der Auszählung der letzten Noten der neun Kriterien stand fest, dass sie wieder nur äußerst knapp den ersten Platz verpasst haben. Mit einem Unterschied von nur vier Zehntelpunkten wurden sie erneut Vize.
Wohl einmalig dürfte das Ergebnis für den dritten, vierten und fünften Platz sein. Jeweils exakt 269 Punkte erzielten Acadêmicos do Grande Rio, Portela und Unidos da Tijuca, die sich damit die drei Plätze teilen. Acadêmicos do Grande Rio hatten eine eindrucksvolle Darbietung über das Kartenspiel geboten. Mit dem Winter, der Kultur der Schweizer Alpen und einer herausragenden Umsetzung des Themas schaffte es der Vorjahressieger Unidos da Tijuca ebenso auf 269 Punkte. Gleiches gilt für den Favoriten Portela. Sie hatte für eine beeindruckende Parade mit etlichen Überraschungen gesorgt und sich dem 450. Jubiläum der Stadt unter dem Zuckerhut angenommen. Statt dem Cristo Redentor imponierte ein riesiger Adler, der sich schützend über den allegorischen Wagen beugte, als dieser unter der Kamerabrücke hindurch fuhr. Fallschirmspringer, die exakt in der Mitte der Avenida landeten und übergroße schwebende Fußbälle waren weitere Überraschungen, die beim Publikum Begeisterungsrufe hervorriefen. Mit nur einem Zehntelpunkt weniger belegt Imperatriz Leopoldinense den sechsten Platz (268,9 Punkte).
Bewertet wurden insgesamt neun verschiedene Kriterien von jeweils vier Richtern: Bateria, Samba-enredo, Harmonie, Evolution, Enredo, Allegorien, Fantasias, Comissão de frente, Mestre-sala und Porta-bandeira.
Kein Glück hatte Unidos do Viradouro, die erst 2014 in die Elitegruppe aufgestiegen war. Sie erhielt lediglich 263,7 Punkte und steigt damit wieder in die Grupo da Série A ab. Zum Champion der Serie A wurde Estácio de Sá gekürt. Sie tritt damit bei den Sambaparaden 2016 in der Elitegruppe an. Die sechs besten Sambaschulen der Elitegruppe dieses Jahres werden sich am Samstagabend noch einmal im Sambódromo präsentieren.