Seit Jahren ist es ein gewaltiger Wettstreit um den größten Straßenumzug im brasilianischen Karneval: der Kampf um Teilnehmer beim „Galo da Madrugada“ in Recife und beim „Cordão do Bola Preta“ in Rio de Janeiro. In diesem Jahr geht der Preis eindeutig in den Nordosten. Über 2 Millionen Menschen feierten nach offiziellen Angaben am Samstagvormittag den Weckruf des über 35 Meter großen Gockels. Der Umzug der „schwarzen Kugel“ unter dem Zuckerhut kam nach Zahlen von Rios Tourismusbehörde nur auf 1,3 Millionen Teilnehmer.
Galo da Madrugada
18 gigantische Lautsprecherwagen sorgten in den Straßen Recifes für die notwendige Stimmung, der Umzug war in diesem Jahr dem Schriftsteller Ariano Suassuna gewidmet. Der 86-jährige Autor aus dem Bundesstaat Paraiba liess es sich nehmen, bei der gigantischen Party persönlich vorbeizuschauen. Offiziell begann das Spektakel pünktlich nach dem Frühstück mit einem Feuerwerk um 9 Uhr. Viele Teilnehmer waren kreativ und ähnlich dem deutschen Karneval verkleidet. So fanden sich Prinzessin, Räuber oder Batman genauso unter den Narren wie Fantasiefiguren oder die markanten Frevo-Outfits.
Cordão da Bola Preta
Ähnlich farbenfroh ging es auch in der Samba-Metropole unweit der weltberühmten Copacabana zu, auch wenn die 2 Millionen versprochenen Kehlen nicht erreicht wurden. Dies sollten der Stadt, die am 01. März ihren 449. Geburtstag feiert, ein Ständchen bringen. Neben den traditionellen Marchinhas, den Karnevals-Märschen bekamen die Teilnehmer von den riesigen Lautsprecherwagen bei Temperaturen zwischen 28 und 30 Grad vor dem Stadttheater auch die bekannten Samba-Enredos zu hören.
Nur in diesen beiden Städten waren damit seit den frühen Morgenstunden insgesamt 3,3 Millionen Narren auf den Beinen. Das Karnevalswochenende in Brasilien wurde damit zweifelsfrei eingeläutet. Bis Aschermittwoch finden allerdings noch eine Vielzahl anderer Veranstaltungen statt, darunter Bälle, Konzerte und ganze Volksfeste. Aber auch die spektakulären Sambaparaden stehen in den kommenden Nächten auf der Agenda, allen voran in Rio de Janeiro. In über 100 Ländern sind dann Millionen Menschen vor dem Fernseher live mit dabei, wenn im Sambódromo Marquês de Sapucaí sich die besten Sambaschulen die Klinke in die Hand geben. Wie in der Vergangenheit darf man sich auch im WM-Jahr über eine spektakuläre Show mit viel Musik, farbenfrohen Kostümen und viel nackter Haut freuen.