Karneval, Carnaval, Carneval – alles stammt vom lateinischen „carne vale“ ab. Dies bedeutet „Fleisch, lebe wohl“. Es soll also noch eimal kräftig gefeiert werden, bevor die acht-wöchige Fastenzeit vor Ostern beginnt. Dabei soll, glaubt man den 5000 Jahre alten Erzählungen, auch die Gleichheit der Menschen gefeiert werden. „Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herren Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ So steht es wenigstens geschrieben.
Diese Traditionen haben sich über die Jahrtausende erhalten, auch wenn sie immer wieder den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen angepasst wurden. So entstand der Brauch, damit die Fastenzeit einzuläuten erst 400 n.C. und das Fest, welches ursprünglich im Sommer gefeiert wurde, erhielt seinen heutigen Platz am Anfang des Jahres.
Auch die Portugiesen wussten Carnaval zu feiern und importierten den Brauch natürlich auch in die neue Welt. Feierte man damals noch ausgiebig, in dem man sich mit Mehl, Zitronen und Wasser bewarf, so wurden bald daraus Konfetti und Luftschlangen. Erste Gruppen wurden gebildet, die nach militärischer Tradition Trommler integrierten, die mit ihrem Rhythmus für Stimmung sorgten. An diesen Tagen war man nicht mehr sich selbst, so dass immer häufiger zu Verkleidungen gegriffen wurde. In der Welt hat sich dies unterschiedlich entwickelt. So kennt man heute den berühmten Maskenkarneval in Venedig, die verrücktesten Verkleidungen in Deutschland und die farbenfrohen Kostüme in Brasilien. In kaum einem Land stecken die Menschen mehr Geld in die Kostüme als in Brasilien.
Und wie es schon immer war, entwickelten sich verschiedene Gruppen in den einzelnen Städten. Bald konkurrierten diese Gruppen gegeneinander und bildeten ihre Mitglieder aus, einen perfekten Auftritt für die Menschen, die immer häufiger das Treiben bewunderten, darzubieten. Doch bald stellte sich die Frage, wer wohl den gelungensten Auftritt im diesjährigen Carnaval hatte. Und so entschloss man sich, die Sambaschulen einzeln in Paraden antreten zu lassen, und diese unabhängig zu bewerten. Es entwickelte sich ein höchst kompliziertes Regelwerk, welches ständig neu angepasst wurde. Und da die Paraden immer lauter, schöner und schriller wurden, und immer mehr Geld in den Erfolg der eigenen Sambaschule gesteckt wurde, fing man eines Tages damit an, Eintritt für die Paraden zu verlangen. Heute zahlt man für ein Platz im berühmten Sambódromo hohe Eintrittspreise.
In Rio de Janeiro und São Paulo wurde dadurch leider die ursprüngliche Strassencarnaval ein wenig in den Hintergrund gedrängt. Diese unvergleichlichen Feste, begleitet von riesigen Lautsprecherwagen, sind jedoch noch im Nordosten wie Recife oder Salvador anzutreffen. Dort vermischt sich noch stärker der ursprünglich europäische Carnaval mit den afro-brasilianischen Traditionen. Viele bezeichnen deshalb diese Veranstaltungen als den authentischen brasilianischen Carnaval und sehen in den grossen Paraden im Süden nur eine fortschreitende Kommerzialisierung.
Dennoch kommen z.B. nach Rio de Janeiro jedes Jahr mehr Touristen und lassen sich auch nicht von den hohen Preisen abschrecken. In der Zeit des Carnaval sind Flüge in die Metropole meist doppelt so teuer wie im Rest des Jahres, Hotelbetten erfahren Preissteigerungen bis zu 400%. Und trotz steigender Preise und einem starken Real ist derzeit kein freier Platz in Rio de Janeiro zu finden.
Links:
Aktuelle Preisliste im Sambódromo
Regelwerk der Paraden in Rio de Janeiro
Beispiel Hotelpreise Rio de Janeiro (Normal) (Carnaval)
Ein sehr interessanter Bericht über den Ursprung des Karnevals. Na Du als alter Mainzer hast ja schon von Geburt an Karneval im Blut. Aber die nachfolgende Fastenzeit wurde doch sicherlich in Brasilien abgeschafft ?