Unterschiedlicher könnte es nicht sein. Der Carnaval in Rio de Janeiro mutiert immer mehr zur Kommerzveranstaltung und im Nordosten versucht man sich immer mehr auf die Tradition zu besinnen: Sambódromo gegen Strassencarnaval. Der Tourist muss entscheiden.
Die allnächtlichen Paraden im Sambódromo in Rio gehen ja jedes Jahr um die Welt. Doch dies ist nur das Aushängeschild des brasilianischen Carnaval. Der Brasilianer selbst schaut sich das Spektakel kostenfrei im Fernsehen an, nur um dann noch ausgelassener landesweit auf die Strasse zu gehen – und dies tage- und nächtelang.
Blicken wir einmal nach Salvador da Bahia. Hier findet der grösste Strassencarnaval der Welt statt. Man ist sofort integriert, was bedeutet: mittanzen, mitsingen, mitfeiern – Körperkontakt inklusive. Natürlicher, ursprünglicher, traditioneller. Keine Megashow für die Kameras, nein, ein afro-brasilianisches Volksfest ohne Wettbewerb.
Und am kommenden Donnerstag geht es los. Wie man es auch aus Deutschland kennt, wird der Stadtschlüssel an die Narren übergeben – in Salvador an den immer schwergewichtigen „Rei Momo“. Und dann beginnen 6 Tage und 6 Nächte Wahnsinn. Lautsprecherwagen, Trio Eléctrico genannt durchziehen die Stadt in einem über 20 Kilometer langen Zug, später begleitet durch die „Bateria“ – hunderte von Trommlern, die auch nach Aschermittwoch weiter die Altstadt unsicher machen. Und umsäumt wird dies alles die ganzen Tage und Nächte über von euphorischen Menschenmassen, die singen, tanzen, feiern. Und am Aschermittwoch kommen dann noch einmal bekannte Künstler zu einem gigantischen Abschlusskonzert. Doch wie gesagt, das Trommeln der „Bateria“ verhallt erst Wochen später.
Carnaval in Salvador da Bahia. Unvergleichlich authentisch brasilianisch.
Hallo Dietmar
Vor allem authentisch afro-brasilianisch. Bis zu irgend einem Zeitpunkt – habe leider das Jahr vergessen – war es schwarzen Brasilianern in Salvador verboten, an den Umzuegen des Carnaval teilzunehmen. Diese finsteren Zeiten sind nun schon lange vorbei. In den letzten Jahrzehnten wurde der Carnaval in Salvador von afrobrasilianischen Rhythmen bestimmt – Axé, Samba-Reggae u. a. Ist in Recife ganz anders – dort dominiert Forro.
Gruesse aus Floripa