Es sollte ein ganz grosser Triumphzug werden und endete fast mit einem Debakel. Die umstrittene erst 7-jährige Sambakönigin Júlia Lira der Sambaschule Viradouro im Karneval von Rio de Janeiro in Brasilien zeigte in letzter Minute Nerven und konnte anscheinend nur mit Mühe zur Teilnahme überredet werden. Ängstlich und irritiert sah man sie später ein paar zaghafte Schritte tanzen, stets von Mitgliedern ihrer Schule vor Kameras und Fotografen abgeschirmt.
Lediglich für einen kurzen Augenblick konnte der TV-Sender Rede Globo die Mini-Queen erhaschen, von brasilianischer Lebensfreude und dem dazugehörigen Elan keine Spur. Sichtlich „cooler“ und voll aufgehend in seiner Rolle war allerdings ihr 9-jähriger Begleiter, Sohn des Kapellmeisters des Vereins.
Noch vor Beginn der Parade flüchtete sich das Mädchen, welches im Vorfeld bei den Proben und in Interviews eher selbstbewusst wirkte, weinend in die Arme ihrer Mutter, die beruhigend auf sie einreden musste. Im ganzen Umfeld sprachen betretene Gesichter Bände, ist die Position der Königin der Trommlergruppe eine bedeutsame Aufgabe und geht zudem in die Punktewertung mit ein. Viradouro dürfte sich daher trotz einer sonst guten Präsentation selbst ins Abseits gestossen haben. Eine Wiederholung dieses ungewöhnlichen Projektes scheint zum jetzigen Zeitpunkt mehr als zweifelhaft.
Überhaupt wurde der Auftritt nur mit Schützenhilfe einer Familienrichterin möglich, welche die Teilnahme erst wenige Tage zuvor endgültig genehmigt hatte. Kinderschutzorganisationen in Brasilien hatten gegen die Pläne protestiert, da sie eine Sexualisierung des Kindes in der Position der Samba-Queen sahen. Dies war zwar keineswegs der Fall, doch bei dem gegen 1:30 Uhr morgens stattfindenden Auftritt war Júlia mental eindeutig überfordert.
Foto: Daniela Clark / G1