In Brasilien wächst zunehmend die Gefahr durch Vögel in Flughafennähe. Statistisch gesehen ereignen sich derzeit täglich mindestens zwei Zusammenstösse zwischen Geiern, Reihern oder anderen grossen Vogelarten und Flugzeugen. Über 500 Vorfälle dieser Art sollen sich laut jüngsten Zahlen der nationalen Unfallbehörde „Centro de Investigação de Acidentes Aeronáuticos“ in diesem Jahr bereits ereignet haben – Tendenz steigend.
Für die Behörde sind die Zahlen mehr als besorgniserregend und spiegeln keinesfalls die tatsächliche Gefahr wieder. Denn vermutlich existiert eine hohe Dunkelziffer. Lediglich 30% aller Vorfälle würden überhaupt gemeldet, so die Spezialisten für Unfallforschung. Dabei ist die Gefahr mehr als bekannt. Besonders Mülldeponien in der Nähe der Airports locken Tausende von Vögel an, die dann natürlich auch in den Einflugschneisen ihre Runden drehen. Dabei gilt für die Abfallbeseitigung offiziell ein Sicherheitsradius von 20 Kilometern rund um die Flughäfen.
Ein Zusammenprall mit einem Vogel kann je nach Grösse des Flugzeugs gravierende Schäden verursachen. So kann es zu massiven Druckabfällen in der Kabine kommen, aber auch Turbinen können komplett ausfallen oder die Tragflächen beschädigt werden. Zudem besteht für den Pilot gerade bei Kleinflugzeugen eine erhebliche Verletzungsgefahr, das Flugzeug kann dadurch leicht abstürzen. Umso mehr muss laut den Experten nun alles unternommen werden, die gefiederten wenn auch friedlichen Tiere aus der Nähe der Flughäfen zu verbannen.
Die häufigsten Zwischenfälle wurden laut der Studie in diesem Jahr am internationalen Flughafen Tom Jobim (Galeão) in Rio de Janeiro registriert. Hier wurden 46 Kollisionen gemeldet. Dicht darauf folgt bereits der internationale Flughafen von Guarulhos in São Paulo mit 43 Zusammenstössen. Aus Recife im Nordosten Brasiliens wurden 10 Vorfälle gemeldet.
Auf dem Öko-Archipel Fernando de Noronha vor der Küste Brasiliens musste der zunehmenden Gefahr sogar mit der Dezimierung des Bestandes begegnet werden. 500 Reiher wurden hier im Dezember 2007 durch Injektionen getötet. Da dem Tier in dem Naturschutzgebiet jedoch die natürlichen Feinde fehlen, erholte sich der Bestand äusserst rasch. Nun brüten Veterinärmediziner, Umweltschützer und Luftfahrtexperten über neuen Strategien, um die Starts und Landungen auf der bei Touristen äusserst beliebten Inselgruppe wieder sicherer zu machen.
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