Es scheint ein ganz grosser Stern aufgegangen zu sein – zumindest in der Marketingabteilung der brasilianischen Fluggesellschaft VARIG. Wir erinnern uns – VARIG ist die Traditions-Airline, die zwei Jahrzehnte Schulden machte, bis die Regierung in Brasilien sie endgültig fallen liess und das Unternehmen danach versteigert wurde. Als „neue Varig“ erstand sie dann auf, den Himmel über Brasilien neu zu erobern.
Dass das Marketing von Anfang an nicht so recht klappen wollte, ist hinlänglich bekannt. Auch dass der neue Webauftritt auch nicht ohne Fehler war, ebenfalls. Von hohen Preisen und leeren Flugzeugen sowie ausgefallenen Transatlantikflügen will ich jetzt gar nicht sprechen.
Es geht schliesslich um den Stern. Und dieser kommt im neuen Logo nicht mehr vor, klebt aber natürlich noch überall auf den Boardkarten und Flugzeugen. Und so ganz will man ihn wohl nicht untergehen lassen. Auch wenn er im neuen Logo der brasilianischen Flagge weichen musste, findet man ihn weiterhin am Rand der Webseite oder eben in Marketingaktionen.
Damit der Kunde den guten alten Stern also nicht vergisst, hat man sich was ganz Tolles einfallen lassen. In einer der genialen Kreativpausen zwischen Kaffeeautomat und Kopierraum, kurz nach einem Computerausfall und direkt vor einem Ausflug auf die Toilette scheint der Werbespruch in Form einer Neonröhre auf den Kopf des Verantwortlichen gefallen zu sein, so dass dieser den genannten Himmelskörper kreisen sehen konnte: „Möge unser Stern in 2008 noch heller leuchten!“
Jetzt will ich ja nicht unfair sein, aber im Moment leuchtet gar nix. Der alte Stern, das Wahrzeichen des langjährigen Marktführers in Brasilien glimmt noch nicht einmal. Man könnte froh sein, wenn er dann und wann einmal flackert, geschweige den blinkt. Nun will ich aber auch nicht totschreiben, was nicht tot ist. Vielleicht erwacht er ja irgendwann aus dem Koma, die Chancen dafür stehen allerdings schlecht.
Die Sache mit dem Stern ist mir aber erst beim Schreiben des Artikel aufgefallen, eigentlich wollte ich ja auf etwas ganz anderes hinaus. Nämlich auf die aktuelle Weihnachts-Email. Da soll ich mir – so wünschen es sich die Marketer – Flügel wachsen lassen. Oder meinen Träumen, ganz wie man will. Und einen Weihnachtsgruss versenden. Via Varig versteht sich. Einen Weihnachtsgruss losschicken und dabei ein Paper-Toy versenden. Entweder einen Weihnachtsmann, ein Geschenkpaket, ein Flugzeug oder den sagenumwobenen Stern. Damit soll ich „meinen Lieben“ zeigen, wie sehr ich sie mag. Der Schwierigkeitsgrad ist sogar auch noch mit angegeben: Von „sehr einfach“ über „gering“ zu „mittel“ bis „hoch“. Geniale Ideen haben diese Werbefuzzis.
Logischerweise habe ich mir direkt einmal den tollen Weihnachtsmann per Webcard geschickt und mir selbst gezeigt, wie sehr ich mich mag. Und mir dabei den Tip gegeben, nicht ganz so streng mit der Varig umzugehen. Die „neue Varig“ sei halt noch ein Baby, dass spielen will. Die Kleinen werden schneller gross als einem lieb ist, habe ich mir selbst noch angemerkt, und dann fängt der Ernst des Lebens an. Dann ist Schluss mit basteln und kleckern, dann heisst es klotzen. Aber bis dahin, so befürchtete ich in dem Weihnachtsgruss an mich selbst, werde bei VARIG bestimmt noch jede Menge Kerosin durch die Triebwerke gejagt.
Wer aber die tolle Bastelidee gleich ausprobieren will, hier die Direktlinks zu den entsprechenden PDF-Dateien zum herunterladen, ausdrucken, ausschneiden und zusammenkleben: Weihnachtsmann (2.6MB) – Stern (8.1 MB) – Geschenk (3.5MB) – Flugzeug (8.1MB)
Eines ist mir auf der Webseite von VARIG auch noch aufgefallen: „Möge die schönste Zeit des Jahres nicht nur zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten sein„. Da denke ich mir doch glatt, man könnte die Aktion ja verlängern. Nach dem Motto „Basteln beim Warten“. Wenn wieder mal ein Flug ausfällt oder Verspätung hat, drücken einem die freundlichen Mitarbeiter am Flughafen einfach den Bastelbogen in die Hand. Da kann man sich dann seinen eigenen Stern oder sein eigenes Flugzeug ausschneiden und zusammenkleben. Vielleicht ist es ja sogar genau das, auf welches man gerade mal wieder warten muss.
Quelle: varig.com