Der Wettergott hat es gut mit mir gemeint. Pünktlich zum Start meines Abenteuers zeigt sich keine einzige Wolke am Himmel. Auch wenn es morgens noch etwas frisch ist, bereits am Vormittag wird es richtig schön warm, die Sonne demonstriert ihre ganze Kraft.
Pünktlich gegen 8 Uhr werde ich am Donnerstagmorgen abgeholt. Ziel ist eine Wiese am Ortsrand, welche als Start- und Landebahn der hiesigen Kleinflugzeuge dient. Mein Pilot, der mich in seiner Cessna 172 exklusiv über das Pantanal fliegen wird, ist nett, aber was viel wichtiger ist, er ist sehr erfahren. Er selbst hat eine Fazenda im grossen Schwemmland und kennt hier jede Piste, jeden Baum.
Erstes Ziel ist eine kleine Fazenda, die sich noch nicht professionell auf dem Tourismus ausgerichtet hat. Hier leben die Leute noch sehr zurückgezogen und gehen ihrer traditionellen Arbeit der Viehwirtschaft nach. Auf dem Weg dorthin erwartet mich ein unglaublicher Ausblick. Von Horizont zu Horizont nichts als Wiesen, vereinzelt Bäume oder kleine Wälder, Seen, Flüsse, Sumpfgebiete. Unzählige Vögel haben hier Heimat und sind als kleine Punkte am Boden zu erkennen. Manchmal werden sie vom Flugzeug aufgeschreckt und dann erheben sich Hunderte gleichzeitig. Ein atemberaubendes Schauspiel.
Das Wasser im hohen Gras spiegelt die Sonne, die ganze Natur erstrahlt so unberührt, dass man fast ein schlechtes Gewissen bekommt, mit einem Flugzeug darüber hinweg zu gleiten. Doch anders ist die Fazenda derzeit kaum zu erreichen. Und schon zeigt mir mein Pilot die Landebahn, die ich beim besten Willen nicht erkennen kann. Da ist einfach nur eine Wiese, die sich von der übrigen Landschaft durch nichts unterscheidet. Erst am Boden sehe ich, dass die Piste alle 100 Metern mit einem kleinen Autoreifen jeweils links und rechts markiert ist. Sie ist vielleicht 15 Meter breit.
Sofort fallen mir Dutzende von Geiern auf, die über der Fazenda kreisen. Der Grund ist schnell gefunden: gerade wird eine Kuh geschlachtet und die Aasfresser warten auf die Reste, die ihnen hingeworfen werden. Und da Geier sich gerne um die besten Happen streiten, ist das Gekreische gross. Die ältern Geier vertreiben die jüngeren mit ausgebreiteten Flügeln, ein typisches Imponiergehabe dieser Vögel. Und die Methode hat zumindest zeitweise Erfolg. Leider bleibt mir nicht die Zeit, das Schauspiel länger zu beobachten, denn es geht schon wieder weiter.
Nach zwei weiteren grossen Kreisen über das nördliche Pantanal gilt es dann umzukehren und wieder Poconé anzusteuern. Auch wenn es durch die hohe Geschwindigkeit und die Flughöhe recht schwierig war, verschiedene Tiere auszumachen, mein Pilot hat sie entdeckt. Selbst eine Rudel Capivaras und ein paar vereinzelte Hirsche haben wir gesehen. Die rund 2 Stunden waren ein tolles Erlebnis und ich hoffe, ich kann einige der Filmaufnahmen und Fotos später verwenden, komplett gesichtet habe ich sie ja noch nicht.
In Poconé heisst es dann schon wieder Mittagessen. Gestärkt durch die gute brasilianische Küche erwartet mich dann ein Volkswagen Kombi, das alte VW-Bus Modell mit Heckmotor, der ja nach wie vor in Brasilien gefertigt wird. Mit drei Touristen, die eine mehrtägige Tour durchs Pantanal gebucht haben, geht es endlich auch am Boden hinaus in die Wildnis. Bereits wenige Kilometer nach dem Ortsende hört dann auch erwartungsgemäss die asphaltierte Strasse auf. Eine Schotterpiste ist somit der Vorbote dessen, was mich in den kommenden Tagen erwarten wird
Zitat: „Sofort fallen mir Dutzende von Geiern auf, die über der Fazenda kreisen. Der Grund ist schnell gefunden: gerade wird eine Kuh geschlachtet“
na gott sei dank, im ersten moment dachte ich, sie warten auf dich..
weiterhin viel spass…
diter