Brasilien bleibt trotz Fußball-Weltmeisterschaft und Olympiade in Sachen Tourismus auch weiterhin deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dem südamerikanischen Land gelingt es auch mit dem Rückenwind der sportlichen Großereignisse nicht, den Sektor nachhaltig zu stimulieren und die Besucherzahlen signifikant zu erhöhen. Vielmehr scheint das „Land der Zukunft“ unfähig, das eigene Potenzial überhaupt auszuschöpfen. Die Verlockungen des riesigen Landes mit schier unzähligen Naturschönheiten, pulsierenden Megametropolen und den unterschiedlichsten Ökosystemen liegt damit im Vergleich zu anderen Destinationen mehr oder minder verlassen da.
Postkartenmotive gibt es zwischen Amazonas und Pampa genügend, dies ist auch Tourismusminister Vinicius Lages klar. Doch sie zu verkaufen, gelingt der Tourismusbehörde Embratur selbst mit innovativen Video-Clips über das Land der Gegensätze nur äußerst bescheiden. Die Behörde muss laut Lages neu aufgestellt, die Vision neu definiert werden. „Die Embratur ist heute Brasiliens Werbeagentur, die in der Fähigkeit, sich selbst zu verwalten, festgerostet ist“ erklärte der Minister noch forsch im Januar und forderte zugleich, dass die Behörde zukünftig verstärkt mit der Privatwirtschaft zusammenarbeiten müsse.
Embratur ist dem Politiker zufolge zu langsam und zu steif, um Brasilien im Ausland als interessante Reisedestination zu vermarkten. Und auch wenn alljährlich mittlerweile fast 6 Millionen Besucher das Land besuchen, das Wachstum bleibt mehr als überschaubar. Wir haben ein sehr bescheidenes Wachstum in der letzten Dekade erlebt, 200.000 Touristen mehr im Jahr sind sehr wenig und wir müssen daher nun an anderen Fronten arbeiten“ muss Lages eingestehen.
Mehr Flugverbindungen sollen Brasilien attraktiver machen
Demnach soll nun ein neues Angebotspaket die Touristen aus aller Welt ins Land der 1.000 Strände locken. Vor allem die Anreise soll einfacher werden. Danach sollen Bürokratiehemmnisse abgeschafft und Fluggesellschaften die Etablierung neuer Routen erleichtert werden, die sich dann natürlich auch finanziell für die Airlines rechnen sollen. Diese strategischen Partnerschaften mit inländischen und ausländischen Fluggesellschaften sollen so das Angebot an Destinationen nachhaltig erweitern und das Land insgesamt als Urlaubsziel attraktiver machen.
Obn es dabei mehr um die abgelegenen Regionen wie dem Amazonas-Regenwald, das Pantanal oder die gigantische Flussinsel Marajó geht, lies Lages offen. Aber vielleicht will die Regierung auch die großen Städte stärker bewerben, bieten Rio de Janeiro, São Paulo, Brasília oder Recife doch deutlich mehr Kunst und Kultur wie es bislang den Anschein hat. Urlauber aus Deutschland sollten sich jedoch vor einem Trip nach Brasilien stets gegen die Vielzahl an Überraschungen, die einen bei einem Trip auf einen anderen Kontinenten erwarten können, absichern. Ideal sind dabei beispielsweise Reiseversicherungen von Europ Assistance, die bei Krankheit am Urlaubsort, Gepäckverlust oder auch Nichtantritt der Reise einspringen und somit finanzielle Sicherheit bieten.
Denn Brasilien als Urlaubsdestination ist im internationalen Vergleich keineswegs günstig. Selbst für die eigentlich gut besuchten Badeorte im Nordosten mit zahlreichen Ressorts gibt es kaum Pauschalreisen, Hotels sind in den Magametropolen teilweise deutlich teurer als in Europa und selbst Inlandsflüge sind nur bei langer Vorausbuchung wirklich günstig zu bekommen. So wird nur aufgrund der Landesgröße die Reisekasse schon oftmals arg strapaziert. Und auch dies dürfte bei den Planungen so machen Urlauber auf andere günstigere und nicht minder attraktive Destinationen wie Zentralamerika, die Karibik oder Südostasien umschwenken lassen.
Brasilien für Chinesen faktisch inexistent
In manchen Märkten ist zudem Brasilien kaum existent. Seit Beginn der Tourismus-Initiative unter der Regierung Lula im Jahr 2003 konnten die Besucherzahlen zwar von 4,1 auf 6 Millionen gesteigert werden, für die reisefreudigen Chinesen scheint das Land mit seiner etwas mehr als 500 Jahre alten Geschichte noch immer nicht auf der Landkarte zu stehen. Nur 60.000 Touristen kamen im Jahr 2014 aus dem Reich der Mitte nach Brasilien. Das sind gerade einmal 0,06 Prozent der 100 Millionen Chinesen, die im vergangenen Jahr im Ausland Urlaub gemacht haben.
Die Fußball-Weltmeisterschaft hat es zudem gezeigt: auch wenn gut 6,9 Milliarden US-Dollar an Devisen von den Besuchern im Jahr des Großevents ins Land gebracht wurden, die Brasilianer selbst geben deutlich mehr Geld im Ausland aus. 25,6 Milliarden US-Dollar waren es im vergangenen Jahr, bleibt ein Defizit von 18,7 Milliarden US-Dollar. Viel verlorenes Geld für ein Land voller Naturschönheiten in Zeiten einer weltweiten Finanzkrise. Und eine gewaltige Herausforderung für die Verantwortlichen, zumindest einen Teil davon durch mehr Präsenz auf Tourismusmessen, mehr Werbung, bessere Infrastruktur und vernünftigere Preispolitik in den kommenden Jahren über mehr ausländische Besucher zurückzuholen.