TV-Tip: Die Wasserfälle von Iguaçu

Datum: 23. Oktober 2006
Uhrzeit: 16:49 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Nach langer Zeit mal wieder ein TV-Tip über Brasilien. Allerdings ist die Programmbeschreibung „verbesserungswürdig“. Doch dazu später mehr.

Der Fernsehsender Phoenix überträgt am Freitag, den 27.10. von 21:45 Uhr bis 22:15 Uhr die Reportage

Dschungel-Rauschen: Die Wasserfälle von Iguazu

Die größten Wasserfälle Südamerikas liegen im Nationalpark Iguazu. Auf einer Fläche von 2,7 Kilometern kracht die Wucht des Wassers 80 Meter in die Tiefe.

Dieses gigantisches Schauspiel von 270 einzelnen Wasserfällen ist Weltkulturerbe der UNESCO. Ingenieure nutzen die Energie und betreiben im Urwald das größte Wasserkraftwerk der Welt.
(Quelle: phoenix.de)

Uih, beim letzten Satz läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ein kleiner Ausrutscher, dachte ich mir. Aber auch das Tropenwaldnetzwerk hat diesen Programmtip mit folgendem Text auf der Homepage veröffentlicht:

Im Sprühnebel entstehen zahlreiche Regenbögen. Überflug mit dem Hubschrauber, Eintauchen in die frei fallenden Fluten von unten mit dem Schlauchboot – das sind zwei der beliebtesten Touristenaktivitäten. Derweil nutzen Ingenieure die Energie, betreiben im Urwald das größte Wasserkraftwerk der Welt. Ganz Paraguay wird dank der gewaltigen Naturkräfte mit Strom versorgt. Doch die Stromerzeugung birgt auch Gefahren für das Ökosystem.
(Quelle: tropenwaldnetzwerk-brasilien.de)

Und wieder derselbe fatale Fehler. Aber jetzt arbeiten wir das ganze einmal auf:

Das Wasserkraftwerk liegt eigentlich nicht mehr im Urwald. Sämtliche Gebiete rund herum sind eigentlich die letzten Jahrzehnte gerodet worden. Das letzte Stück unberührte Natur, wo auch die Wasserfälle anzutreffen sind, ist der Iguaçu Nationalpark, der jedoch erst knapp 10 Kilometer südlicher beginnt und sich weiter nach Osten und Süden ausdehnt. Auch wird durch das Kraftwerk Itaipu, welches am gleichnamigen Staussee liegt, nicht ganz Paraguay mit Strom versorgt. Das Kraftwerk könnte es, macht es aber nicht. Denn Paraguay hat noch ein Kraftwerk zusammen mit Argentinien im Süden des Landes. Aber wer wird nun gleich wieder so kleinlich sein.

Viel schlimmer sind folgende Sätze: Ingenieure nutzen die Energie und betreiben im Urwald das größte Wasserkraftwerk der Welt. bzw. Ganz Paraguay wird dank der gewaltigen Naturkräfte mit Strom versorgt.

Da drehe ich regelmässig durch und laufe Amok. Denn die Wasserfälle werden vom Rio Iguaçu gespeist, der sich von Curitiba aus kommend an der Grenze zu Santa Catarina und Argentinien bis zur Einmündung in den Rio Paraná entlangschlängelt. VOR DER EINMÜNDUNG IN DEN RIO PARANA, DIE HINTER DEM KRAFTWERK LIEGT, liegen die Cataratas. Nachfolgend mal ein Bild, wo ich die Fliessrichtungen per Pfeil eingezeichnet habe, so dass es eigentlich jeder begreifen müsste:


(Bildquelle: GoogleEarth) Die gelben Linien sind Staatsgrenzen und Flüsse zugleich. Die gelbroten Pfeile geben die Fliessrichtung an. Alles klar?

Klar, der Rio Paraná, dessen Wasser den Lago Itaipu füllt, hat auch seine Naturkräfte, aber es sind eben nicht die der Wasserfälle. Denn der Rio Paraná kommt aus dem Norden (Bundesstaaten São Paulo und Minas Gerais) und fliesst somit eigentlich in entgegengesetzte Richtung. Aber wer wird nun gleich wieder so kleinlich sein. Übrigens hat der Rio Paraná noch einen langen Weg vor sich. Er verbindet sich unter anderem noch mit dem riesigen Rio Paraguay, bevor er irgendwann bei Buenos Aires als Rio de la Plata in den Atlantik mündet.

Ich hoffe, die Reportage strotzt nicht auch so vor Fehlern wie die Programmbeschreibung. Wer die Dokumentation gesehen hat, kann ja einmal hier in den Kommentaren darüber berichten.

Weitere Infos findet man auch im brasilblog-Special: Die Costa Oeste

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