Die Amazonasmetropole Manaus feiert am heutigen Samstag (24.) ihren 340. Geburtstag. Doch die Festivitäten begannen bereits am gestrigen Freitag. In der Nacht verwandelte sich die Stadt inmitten des undurchdringlichen Regenwaldes in ein pulsierenden Zentrum der Fröhlichkeit und Leidenschaft – Bewohner und Besucher liessen sich gemeinsam mitreissen von der ungezügelten Energie des ‚boi-bumbá‘.
„Es ist sehr heiss, aber es lohnt sich die Kultur kennen zu lernen, den Rhythmus unserer Folklore. Es ist die Tradition Amazonien“ erklärte eine Teilnehmerin am Rande des Sambódromos, wo die gigantische Feier ihren Höhepunkt findet. Doch um sich überhaupt hinein in den Trubel stürzen zu können, bedarf es bei den Teilnehmern einige Vorbereitungen. So ist eine ‚abadá‘ notwendig, ein T-Shirt/Trikot der entsprechenden Gruppe. Um sein Outfit zu vervollständigen, kommt zudem Indianer-Schmuck zum Einsatz.
Auf der Paradestrecke im Sambódromo wetteifern dann die Teilnehmer dann ausnahmsweise nicht um die Gunst der Zuschauer. Seit 13 Jahren stehen sich beim ‚boi-bumbá‘ die Gruppen „Caprichoso“ und „Garantido“ einmal im Jahr gegenüber, doch für die drei Nächte im Rahmen des Geburtstages von Manaus vergessen sie natürlich sämtliche Rivalitäten und feiern gemeinsam.
„Dois pra lá, dois pra cá“ – „Zwei nach da, zwei nach dort“: dies ist der Rhythmus, welchen die unzähligen Trommeln vorgeben und die Besucher selbst dann noch in Extase versetzen, wenn die traditionellen Klänge mit elektronischer Musik verschmelzen. „Es ist wundervoll, ich liebe es. Es ist das grösste, hier zu sein und mit zu hüpfen und mit zu tanzen“ erklärt ein Teilnehmer atemlos.
Um das Spektakel einmal aus nächster Nähe zu erleben, sind sogar Besucher aus dem fernen São Paulo angereist. Denn noch immer sind viele Traditionen und kulturelle Besonderheiten der abgelegenen Region im Norden vielen Brasilianern verborgen. Und nach drei Nächten ungezügelter Lebensfreude werden sie den Rhythmus der ‚boi-bumbá‘ noch lange in Erinnerung behalten.
So heiter das Fest ist, so lustig ist auch dessen Name: ‚boi-bumbá‘ heißt auf Deutsch „Leute in Kostümen, in denen sie wie Bullen aussehen“. Den Höhepunkt bildet der Kampf der aus Pappe hergestellten Ochsen, der in einer eigens dafür gebauten Arena abgehalten wird. Er spaltet die Zuschauer in zwei Lager, das der „Roten“ und die „Blauen“, entsprechend der farblichen Markierung der Ochsen. Die einen feuern die „Garantidos“ an, die anderen den Gegner „Caprichoso“. Der unversöhnliche Gegensatz zwischen den beiden Parteien bestimmt zudem die sozialen Beziehungen der Bewohner untereinander. Das Festival findet zudem jährlich im Juni in der Stadt Parintins statt.
Foto: BrasilNetwork / Werner Zotz