
Lula traf bereits mehrfach mit dem neuen Präsident Paraguays zusammen (Foto: ABr)
Paraguays Präsident Fernando Lugo trifft am heutigen Donnerstagnachmittag mit Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva in Brasília zusammen. Schwerpunkte des Besuchs in der brasilianischen Hauptstadt sind die ins Stocken geratenen Nachverhandlungen zum Itaipu-Vertrag. Paraguay möchte zukünftig mehr Geld für den im grössten Wasserkraftwerk der Welt produzierten und an Brasilien verkauften Strom.
Das binationale Itaipu-Kraftwerk wird zu jeweils 50 Prozent von Brasilien und Paraguay betrieben. Allerdings benötigt der kleine Binnenstaat im Herzen Südamerikas weitaus weniger Strom als im anteilig zusteht. Diese überschüssige Elektrizität wird daher schon seit der Inbetriebnahme des Kraftwerks zu einem damals festgelegten Preis von Brasilien abgenommen. Der Preis wurde im Abkommen festgeschrieben, die reellen Marktpreise haben sich jedoch bereits seit Jahren davon entfernt. Paraguay fordert daher seit Jahren eine Anpassung an die derzeitge Situation, Brasilien besteht auf die Einhaltung des Vertrages.
Für den paraguayischen Präsidenten ist jedoch ein höherer Erlös aus dem Gemeinschaftsprojekt unabdingbar für die wirtschaftliche Situation und das sprichwörtliche Überleben seines Landes. Kein Land in Südamerika habe ein Interesse, einen „armen Nachbarn“ zu haben, erklärte Lugo am Vormittag bei einem Treffen mit Senatspräsident Sarney. Beide Länder sollten nach Auffassung des Staatsoberhauptes gemeinsam wachsen. Brasilien sei zudem schon immer ein wichtiger Partner gewesen, der die Wirtschaft seines Landes ankurbeln würde.
Zuvor hatte sich Lugo mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Michel Temer, getroffen. Hier stand die regionale Integration im Mittelpunkt. Probleme und Schwierigkeiten müssten mit Mut angegangen werden, zeigte sich der ehemalige Bischof, der aufgrund diverser Vaterschaftsklagen in seinem Heimatland vor grossen innenpolitischen Problemen steht, überzeugt. Er äusserte sich auch zu der Problematik der „Brasiguaios“, brasilianische Staatsbürger, die im paraguayischen Grenzgebiet leben und auf Widerstand in der lokalen Bevölkerung stossen. Die brasilianischen Landbesitzer seien sehr wertvoll für den Standort, allerdings gebe es auch Probleme. Hier müsse man sich zusammensetzen. Der Dialog sei die „beste Waffe für die kleinen und grossen Probleme“.