Boliviens Textilindustrie leidet unter Billig-Importen aus den USA

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Datum: 13. April 2009
Uhrzeit: 13:51 Uhr
Ressorts: Südamerika
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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In der vergangenen Woche kam es in Bolivien zu massiven Protesten gegen die zunehmende Einfuhr von Billigtextilien aus den USA. Unter dem Motto „Bolivien hat Würde, Bolivien ist kein Mülleimer!“ forderten in Cochabamba in Bolivien unzählige Arbeiter der Textil-Industrie ein Einfuhrverbot für gebrauchte Kleidung aus den Vereinigten Staaten. Der Import der deutlich billigeren Textilien schädigt laut den Gewerkschaften seit Jahren die heimischen Produzenten, tausende Betriebe seien mittlerweile bankrott.

Die Demonstranten, viele davon in traditionellen bolivianischen Gewändern gekleidet, folgten damit dem Aufruf mehrerer grosser Textilgewerkschaften. Stellenweise wurden im Rahmen der Proteste auch Kleidungsstücke verbrannt, grössere Zwischenfälle wurden jedoch nicht gemeldet. Die Gewerkschaften fordern mehr Schutz für ihre Branche, die durch die Billigimporte faktisch gelähmt werde. Nur ein sofortiger Importstopp könne die Probleme lösen, Second-Hand-Ware aus Amerika müsse schnellstens von den unzähligen Märkten im Land verschwinden.

Importierte Kleidung aus den USA macht mittlerweile rund 90 Prozent des Bekleidungsmarktes in Bolivien aus. Dabei kostet eine gebrauchte Jeans aus Nordamerika teilweise nur ein Drittel wie eine im Land hergestellte Hose. Zudem wird Bolivien immer häufiger Ziel von Restposten der Werbe- und Marketingindustrie. So wurden bereits wenige Wochen nach der US-Wahl unter anderem Märkte in Cochabamba, Santa Cruz und La Paz mit billigen T-Shirts des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten McCain überschwemmt.

Auch für die kommenden Wochen sind weitere Demonstrationen im ganzen Land angekündigt. Laut den Gewerkschaften ist Bolivien keinesfalls von der billigen gebrauchten Kleidung aus dem Ausland abhängig, vielmehr benötige das Land eine eigene gesunde Industrie. Dies schaffe die dringend benötigten Arbeitsplätze. Nach vorsichtigen Schätzungen mussten seit dem Jahr 2000 rund 22.000 kleinere und grössere Textilbetriebe in Bolivien wegen Auftragsmangel schliessen.

Mit Informationen von Amistad Bolivia

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