Mit den Worten: „Schon gehört, Stroessner kommt aus Brasilien zurück“ begrüsste mich heute vormittag ein Besucher in meinem Büro in Asunción. Ich muss ein wenig verwundert geguckt haben, wusste ich doch, dass er in Brasilía in einem Krankenhaus auf der Intensivstation lag. „Im Sarg natürlich“ ergänzte mein Besucher seinen Satz.
Alfredo Stroessner ist tot. Mit 93 Jahren starb der Ex-Diktator von Paraguay in seinem brasilianischen Exil. Von 1954 bis 1989 regierte er das Land mit eiserner Faust, nachdem er durch einen Militärputsch die Macht an sich gerissen hatte. Ihm werden bis heute viele Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Unter seinem Regime wurde verschleppt, gefoltert, ermordet. Brasilien hatte ihm nach seinem Machtverlust politisches Asyl gewährt, da ihm in Paraguay die Todesstrafe gedroht hätte.
Doch „el comandante“ ist nicht unbeliebt. Noch immer bzw. wieder wünschen sich knapp die Hälfte der 6 Millionen Einwohner Paraguays eine Diktatur als Regierungsform. Und die Zahlen der Befürworter steigen durch Korruptionsskandale, Vetternwirtschaft und der ständigen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den letzten Jahren ständig.
Der Sohn eines deutschen Einwanderers hat im paraguayischen Militär Karriere gemacht. Unter seiner Führung verzeichnete Paraguay in den sechziger und siebziger Jahren einen imensen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde oftmals sogar als „die Schweiz Südamerikas“ bezeichnet. Eine stabile Währung und geringe Inflation waren die Folge seiner Politik.
Nach Meinung der älteren Generation in Paraguay hat Stroessner im Nachhinein viel positives bewirkt: Ohne ihn wäre das Megakraftwerk Itaipu niemals verwirklicht worden, die Infrastruktur ausgebaut, die Siedlungspolitik im Chaco vorangetrieben, unzählige Schulen und Universitäten gebaut worden. Paraguay wurde ein begehrtes Einwanderungsland. Und es war sicher auf den Strassen unter „Alfredos“ Zeiten, es gab kaum Verbrechen.
Letzteres wurde natürlich durch eine Politik der Einschüchterung erreicht. Ein dichtes Netz von Spitzeln und Denunzianten überzog das Land, Kritiker wurden gnadenlos verfolgt. Doch wer seinen Mund hielt und sich dem Spiel anpasste, konnte in dem kleinen Land in der Mitte Südamerikas prima leben.
Heute prägt Armut, Schmutz und Gewalt das Bild der einst wohlhabenden Hauptstadt Asunción. Die ausländischen Investitionen gehen seit Jahren zurück, die Korruption blüht bis in die untersten Schichten und ohne „Handgeld“ gibt es fast gar nichts mehr.
Erst neulich wurde der letzte demokratisch gewählte Präsident, der wie alle vor ihm und wie auch das jetzige Staatsoberhaupt aus der von Stroessner gegründeten Partei „Colorado“ stammt, wegen Korruption zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Dass einer seiner Dienstwagen, ein gepanzerter Mercedes in Brasilien gestohlen wurde, verwunderte dann die Menschen in Paraguay auch nicht mehr sonderlich.
Alfredo Stroessner bekommt wohl kein Staatsbegräbnis. Er wird bei seinen Eltern in Encarnacion im Süden des Landes beigesetzt.
Wie hatte schon der Ober-Bazi und Stroessner-Spezl (amigo-Affäre?) Franz-Josef Strauss Stroessners politisches Wirken beschrieben?
Stroessner habe seine Staatsangehörigen nur ein wenig „unfein“ behandelt …
(Und was würde Strauß heute sagen?
Stroessner leidet unter stark gebremster Vitalität …)