Auch nach der umstrittenen Wahl in Honduras ist keinerlei Ende der politischen Krise in dem armen zentralamerikanischen Land sichtbar. Am Sonntag war die Bevölkerung aufgerufen, einen Nachfolger für den im Juni gestützten Präsidenten Manuel Zelaya zu wählen. Erwartungsgemäss setzte sich der von den Putschisten favorisierte konservative Grossgrundbesitzer Porfirio „Pepe“ Lobo durch. Auf ihn entfielen laut der Webseite seiner „Nationalpartei“ 897,335 oder 55,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Elvin Santos von der Liberalen Partei kam auf 38,2 Prozent (631,384 Stimmen). Die Wahlbeteiligung lag damit gemäss der seitens der obersten Wahlbehörde genannte Zahl von 4,5 Millionen Wahlberechtigten bei lediglich 35,6 Prozent. In Honduras gibt es keine Wahlpflicht.
Lobo kam ein ungleicher Wahlkampf zugute, da sich das linke Lager auf keinen einheitlichen Kandidaten einigen konnte und er selbst auf die Unterstützung der Putschregierung zählen konnte. Zelaya selbst, der seit gut 2 Monaten in der brasilianischen Botschaft in Tegucigalpa ausharrte, waren wegen der drohenden Verhaftung durch die neuen Machthaber die Hände gebunden.
Verschiedene Staaten, darunter Brasilien, Venezuela, Argentinien und Uruguay wollen daher die Wahl nicht anerkennen. Ihrer Position nach hätte das Votum ausschliesslich vom legitimem Präsidenten Honduras, Manuel Zelaya durchgeführt werden dürfen. Organisiert hatte den Urnengang jedoch die Interimsregierung unter Roberto Micheletti, der im Vorfeld massiv die Versammlungs- und Pressefreiheit beschnitten hatte. Zelaya selbst hatte noch am Sonntag zu einem Wahlboykott aufgerufen.
Wie zuvor befürchtet kam es am Wahltag zu einigen Zwischenfällen, die Abstimmung selbst verlief überraschend ruhig. Einige spontane Demonstrationen wurden von Polizei und Sicherheitskräften mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst, radikale Gruppen zündeten an verschiedenen Stellen des Landes kleinere Bomben, die jedoch ausschliesslich Sachschaden verursachten.
Nachdem sich am Sonntagabend Lobo zum Sieger erklärte, kam es zu weiteren Demonstrationen gegen den in den Augen der Protestlern „illegitimen Wahlsieger“. Die USA, wichtigster Handelspartner von Honduras, will das Ergebnis jedoch anerkennen. Auch Kolumbien und Costa Rica stellten sich auf die Seite des finanzkräftigen Partners aus Nordamerika. Die Europäische Union hat das Wahlergebnis noch nicht ausdrücklich anerkannt und forderte zunächst, die verfassungsmässige Ordnung in dem Land wiederherzustellen.
Foto, Screenshot: Partido Nacional Honduras