Starke Regenfälle haben im Süden und Südwesten Brasiliens zu einem massiven Anstieg der Pegelstände der Flüsse geführt. Besonders betroffen ist derzeit die Region im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay. Hier treffen der Rio Paraná und der Rio Iguaçu zusammen. Im Verlauf des Grenzflusses kam es daher zu stärksten Hochwasser seit 17 Jahren, von dem besonders Paraguay betroffen ist. In den dortigen Grenzorten stehen mittlerweile einige Stadtviertel meterhoch unter Wasser, einige an der Uferböschung stehende Häuser sind vollständig in den Fluten verschwunden.
Zu Beginn der Regenzeit steigt jährlich der Wasserstand des Rio Paraná, doch so schlimm wie in diesem Jahr war es schon lange nicht mehr. Mehr als 7 Meter über seinem Normalstand zu dieser Jahreszeit liegt der Pegel des mächtigen Flusses, der zudem wenige Kilometer flussaufwärts am Wasserkraftwerk Itaipu aufgestaut wird. Doch der Stausee hat mittlerweile sein Maximalpegel erreicht, so dass durch die geöffneten Schleusen rund 9 Millionen Liter Wasser je Sekunde in das enge Tal geleitet werden.
Hinzu kommen nochmals rund 10 Millionen Liter Wasser des Rio Iguaçu, die derzeit jede Sekunde die weltberühmten Wasserfälle herunter schiessen und wenige Kilometer später auf den Rio Paraná treffen. Aus den gigantischen Wassermassen entsteht ein reissender Strom, der eilig die steile Uferböschung entlang des ausgewaschenen Flussbettes erklimmt und sich vor allem in Paraguay in den dort am Fluss gelegenen Vierteln der Grenzorte Ciudad del Este und Presidente Franco verteilt.
Laut den Experten des Itaipu-Kraftwerkes hat der Rio Paraná in Höhe von Foz do Iguaçu normalerweise einen Pegel von weit unter 100 Metern. Ab etwa 104 Metern dringt das Wasser langsam in die angelegenen Wohngebiete ein. Derzeit liegt der Pegelstand bei etwa 113 Metern. Mehrerer hundert Familien mussten ihre Häuser schon verlassen, in den betroffenen Stadtteilen versorgen der Zivilschutz und Freiwillige die Menschen mit Lebensmitteln und Trinkwasser.
In Brasilien sind die Auswirkungen zur Zeit weniger dramatisch, hier ist ist bislang lediglich ein Hafen in den Fluten verschwunden. Auch im hunderte Kilometer weiter südlich gelegenen Encarnacion in Paraguay tritt der Fluss nun langsam über die Ufer. Ein kurzfristiges Ende der Überschwemmungen scheint zudem derzeit überhaupt nicht in Sicht. In den vergangenen Stunden wurden im Südwesten Brasiliens erneut massive Regenfälle registriert, die vor allem den Rio Iguaçu weiter anschwellen lassen dürften.
Foto: Dietmar Lang