Bemerkenswert fand ich eine Aussage von Brasiliens Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira in einem Interview mit der brasilianischen Tageszeitung „O Globo“:
„Der Gewinn des WM-Titels bedeutet nicht die Lösung aller Probleme für Brasilien. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1994 und 2002 ist hier in Brasilien nichts besser geworden. Wir leben heute mit denselben Elendziffern, mit denselben Problemen in der Bildung, Gesundheit, Ernährung und Gewalt wie zuvor. Wir haben uns also in nichts verbessert. Der Sieg schafft in gewisser Weise eine positive Stimmung, und das ist auch gut so, aber es hält halt nur zwei Monate an.“
Womit er prinzipiell Recht hat. Brasilien ist ein wunderschönes Land mit vielen wunderschönen Seiten. Doch es gibt auch viele Probleme. Und gerade im Wahljahr könnte der Gewinn der Weltmeisterschaft auch politisch ausgenutzt werden. Und dies versucht Parreira schon bereits jetzt zu verhindern. Mutig, wie ich finde. Denn eines ist sicher: Politiker jeglicher Richtung werden sich bei einem Gewinn der Weltmeisterschaft im Glanz der Seleção sonnen. Eine bessere Kampagne als der sechste Titel kann es gar nicht geben. Aber sollte Brasilien früh ausscheiden, dann trägt Brasilien Trauer. Denn die Erwartungen sind hoch. Und nichts käme der Politik ungelegener. Egal ob Amtsinhaber oder Herausforderer. Alle hätten unter der negativen Stimmung zu leiden. Denn Siege, Höchstleistungen bedeuten Hoffnung. Hoffnung, die das Volk am Leben hält. Und ohne Hoffnung wird kein Politiker Vertrauen gewinnen können. Und so unglaublich es klingen mag: Im Lichtschein der Trophäe jedoch schon.