Am vergangenen Sonntag ist die Copa America zu Ende gegangen. Das Turnier der besten Fußballnationalmannschaften Südamerikas ist nach dem olympischen Fußballturnier der älteste Fußballpokalwettbewerb der Welt. Während früher besonders Uruguay und Argentinien den Wettbewerb beherrschten, zählten bei den letzten Austragungen zudem noch Brasilien und Chile zu den Titelanwärtern.
Am Sonntag sicherte sich Brasilien im Finale gegen den Andenstaat Peru den Titel in eigenem Land – und das obwohl die Vorbereitung alles andere als optimal verlief. Nachdem sich der Superstar des Turniers, der bei PSG aktive Neymar Mitte Juni während der Vorbereitung auf das Turnier eine Knöchelverletzung zuzog, war der Aufschrei unter den fußballverrückten Brasilianern groß. Erneut stand fest, dass der Star der Mannschaft ein wichtiges Turnier verpassen würde. Zudem herrschte in der Vorbereitung viel Unruhe im Umfeld der Mannschaft, da Neymar mit rechtlichen Problemen zu kämpfen hatte und sehr regelmäßig im ganzen Land über ihn gesprochen wurde.
Im Nachhinein kann es aber auch sein, dass die öffentliche Diskussion um Neymar den Druck von der Mannschaft genommen hat. Im Vorfeld wurden die Brasilianer im Vergleich mit den anderen Teams etwas unterschätzt. Das Team von Nationaltrainer Tite konnte so in eigenem Land relativ frei aufspielen und sich am Ende verdient den Titel sichern.
Nach dem Titelgewinn Brasiliens spekulieren einige Experten über den Wert Neymars für seine Nationalmannschaft. Es ist zwar unumstritten, dass der Offensivspieler über einzigartiges individuelles Talent verfügt, der Wert, den er auf den Platz hat, ist aber nicht ganz offensichtlich. Er zieht zwar mit seiner Präsenz viele Gegenspieler auf sich und kann jeden Moment ein Spiel entscheiden, Brasiliens Spiel wird mit ihm aber auch ausrechenbarer. Als nun bei der Copa Neymar nur von der Bühne zuschauen konnte, schienen die Brasilianer einen besseren Teamfußball zu spielen.
Dass sein Team nun die Südamerika-Meisterschaft zum ersten Mal seit 12 Jahren gewinnen konnte, ist natürlich Fluch und Segen zugleich. Er kann sich mit seinen Kollegen von der Bühne aus mitfreuen und als Brasilianer sehr stolz sein, gleichzeitig wird er aber damit hadern, dass er nichts dazu beisteuern konnte und sein Team es auch ohne ihn geschafft hat. Für das Ego des teuersten Fußballers aller Zeiten könnte dies vielleicht kurzzeitig einen kleinen Knacks bedeuten, doch Neymar ist erst 27 und hat damit noch viele Chancen, große Titel zu gewinnen. Wenn der mögliche Wechsel zurück zum FC Barcelona noch in diesem Sommer vollzogen wird, wird er mit seinem Team schon nächste Saison wieder zu den Favoriten auf den Champions League Titel gehören.