Eigentlich gilt Brasilien weltweit als Fußballnation. Mehr als die Hälfte der Brasilianer will von der Weltmeiterschaft in Rußland trotzdem nichts wissen. Selbst die Siegessträhne der Seleção bei den Vorbereitungen zu dem Weltevent haben daran nicht viel geändert.
Bei einer Umfrage des Institutes Datafolha haben 53 Prozent angegeben, dass sie nicht im geringsten an der Fußball-WM interessiert sind. Ein so hohes Desinteresse hat es in Brasilien bisher noch nie gegeben. Selbst 2014, als das südamerikanische Land Ausrichter der Fußball-WM gewesen ist, haben die Umfrageergebnisse besser ausgesehen. Anders als jetzt, hat es damals im Vorfeld angesichts der hohen Ausgaben etliche Proteste gegen das Spektakel gegeben.
Auf einem Tiefstand angekommen ist auch das Vertrauen in die Seleção. 2014 haben noch 68 Prozent daran geglaubt, dass die Brasilianer die Weltmeisterschaft im eigenen Lande gewinnen werden. Ihr Traum wurde jäh mit einem 7:1 für Deutschland unterbrochen. Die Schmach sitzt tief. Selbst das Wiedererstärken der Seleção und siegreiche Ausgänge der Freundschaftsspiele gegen Deutschland und Österreich lassen sie nicht in Vergessenheit gelangen. Bei der jüngsten Datafolha-Studie haben nur 48 Prozent die Canarinhos als ihren Favoriten eingestuft.
Immerhin sprechen aber 64 Prozent der Befragten dem aktuellen Trainer Brasiliens ihr Vertrauen aus.
Darüber, warum der in Brasilien einst so beliebte Fußball so stark an Ansehen verloren hat, wird spekuliert. Angeführt werden die wirtschaftlich schwierige Lage Brasiliens und auch die vielen Korruptionsfälle. Die betreffen ebenso den brasilianischen Fußballverband CBF. Gleich drei der CBF-Spitze sind ins Fifagate verwickelt, wie FBI-Ermittlungen nur ein Jahr nach dem 7:1-Debakel gezeigt haben.