Fußballnation Deutschland. Hochgelobt, viel gepriesen und weltweit für technisches Können und Taktik anerkannt. So weit, so gut. Aber selbst der eingefleischteste deutsche Fan hat nur selten jenen Glanz in den Augen, der in Brasilien gang und gebe ist, wenn die Stadien ihre Tore öffnen.
Pele, Ronaldo, Zica, Ronaldinho sind Namen, die bei Kennern noch heute emotionale Erinnerungen wecken. Fünf Mal sind die Brasilianer bereits Weltmeister und damit Rekordhalter geworden. 2014 unterlagen sie im Endspiel zwar Deutschland, aber Herzen gewinnen die Ballzauberer aus Südamerika allemal ohne große Anstrengung.
Auch in diesem Jahr gehören beide Teams wieder zu den Favoriten der Weltmeisterschaft 2018 im Juni in Russland. Wer nicht live in Russland dabei sein kann, aber nicht nur am Bildschirm mitfiebern will, kann Fußballwetten online abschließen.
Wenn auch beide Nationen vom Können her seit lange unbestritten zu den Besten zählen, sind sie in anderer Hinsicht so verschieden wie Tag und Nacht.
Das fängt schon beim Nachwuchs an. Wo in Deutschland die Jungen einem Fußballverein beitreten und zum regelmäßigen Training gehen, ist Fußball für brasilianische Straßenkinder nicht nur Zeitvertreib, sondern oftmals auch eine Hoffnung, den Weg aus der Armut zu schaffen. Gespielt wird überall, und wo das Geld für einen Lederball nicht reicht, wird improvisiert. Gegebenenfalls werden halt auch Socken zusammengestopft. Not macht erfinderisch, und die Kreativität, die die Brasilianer auf dem Feld zeigen, ist oftmals auf den Straßen und in den Armutsvierteln der Städte entstanden.
Die Fans danken es ihren Helden mit einer fürs gemäßigtere deutsche Temperament kaum denkbaren Hingabe. Singen und tanzen auf den Tribünen, und die Nationalmannschaft mit Feuerwerk verabschieden ist für die brasilianischen Fußballromantiker ganz normal. Clubs werden verehrt, und schon bei der Geburt steht oft fest, welchem Verein die Treue gehalten wird.
Dabei waren die Anfänge des brasilianischen Fußballs alles andere als egalitär. Der Einwanderersohn Charles William Miller brachte 1894 nach seinem Studium in England zwei Lederbälle mit zurück nach Sao Paulo. Die britischen Kaufleute die sich in Brasilien niedergelassen und dort nach heimatlichem Fortbild Sportvereine gegründet hatten, nahmen das Fußball spielen auf. Bereits im nächsten Jahr fand das erste offiziell belegte Spiel statt.
Auch deutsche Einwanderer ahmten ihr Beispiel nach und kickten wieder drauf los. Die erste Meisterschaft wurde 1906 ausgetragen, unter elitären Clubs mit weißer Abstammung.
Erst in den 20er Jahren wurde Fußball in Brasilien zum Volkssport, und aufgrund seiner enormen Größe gab es anfangs haufenweise regionale Wettbewerbe und eine Meisterschaft mit wechselnden Austragungsmodi, bis eine gesamtbrasilianische Liga entstand. 1933 wurde Profifußball eingeführt.
Ende der 50er und in den 60er Jahren dominierten die Ballkünstler aus Rio, Sao Paulo und anderen Städten schließlich die Weltbühne. In der seit 1993 erstellten FIFA-Weltrangliste lag Brasilien mit einem Jahr Unterbrechung von 1995 bis 2007 an der Spitze.
Die Liga selbst ähnelt in vieler Hinsicht der Bundesliga – in den Serien A, B und C gibt es jeweils vier Ab- und Aufsteiger, und nur in der Serie D wird durch Play-Offs entschieden. Der Copa do Brasil (vergleichbar mit dem DFB-Pokal) wird im K.O.-Verfahren entschieden.
Doch egal, in welcher Klasse die Vereine spielen, die Stadien sind gefüllt. Das liegt an der Treue der Fans, der Leidenschaft fürs Spiel, und dem Lebensgefühl, das im Ticket-Preis enthalten ist. In Brasilien wird ein Matchtag wie eine Party zelebriert. Allerdings lädt das dortige Wetter auch eher zum Samba tanzen ein als der oft graue Himmel über Deutschland.
Patriotismus erlebt man noch in den USA oder Brasilien. Würde Deutschland z.B. soviel Heimatwerbung machen wie die Amerikaner, wären alle Neonazis! Dort ist es noch schick, die Flagge vor dem Haus aufzupflanzen oder inbrünstig bei einer Sportveranstaltung die Hymne zu singen. Sogar bei Einwanderern festzustellen. In Brasilien wird in den Grundschulen (oft noch weiter) einmal die Woche vor Unterrichtsbeginn die Nationalhymne gesungen. Kaum ein Brasilianer fährt in Urlaub, ohne eine Landesflagge mitzuhaben, ebenso Argentinier oder Chilenen. Schwenkt ein Deutscher heutzutage seine Fahne, sehen ihn die eigenen Linken an, als ob es eine Swastika wäre! Henry Kissinger stellte schon treffend fest: Der Kommunismus erfährt nur dort Zulauf, wo er nicht regiert.