Laut dem Journalisten Andrew Jennings liegen die Wurzeln für den Korruptions- und Schmiergeldskandal des Welt-Fußballverbandes Fifa in Brasilien. Der Brite hat am Donnerstag (3.) bei der Untersuchungskommission des Senats (CPI) über den brasilianischen Fußballverband (CBF) Rede und Antwort gestanden und eine die brasilianischen Ermittlungsbehörden zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Schweizer und US-amerikanischen Behörden aufgefordert.
Nach Angaben Jennings soll das Schmiergeldkomplott der Fifa in den 70er Jahren begonnen haben, als der Brasilianer João Havelange zum Fifa-Präsidenten gewählt wurde. Havelanges Hauptassisent war damals der Schweizer Joseph Blatter, der den „modus operandi“ weitergeführt hat, wie Jennings bei der CPI in Brasília konstatiert hat. Weiter führte er aus, dass die Untersuchungen der vergangenen Jahre Schmiergelder in Millionenhöhe, Geldwäsche und überteuerte Verträge bestätigen würden.
Dass die Untersuchungskommission des Senats eingerichtet wurde, geht unter anderem auf das Drängen des Ex-Fußballstars und heutigen Senators Romário Faria zurück, der seit Jahren die Machenschaften des brasilianischen Fußballverbandes (CBF) und auch den Weltfußballverband heftigst kritisiert. Die Ermittlungen gegen die Fifa scheinen ihm Recht zu geben, befindet sich doch unter den Festgenommenen der Ex-Präsident des CBF, der 83-jährige José Maria Marin. Ermittelt wird ebenso gegen den 71-jährigen José Hawilla, Inhaber der Traffic Group, der größten Sport-Marketingagentur Lateinamerikas, welche die Übertragungsrechte und die Promotion der Fußball-Weltmeisterschaften und der Spieler inne hat. Dritter im Bunde ist der 75-jährige José Margulies, Inhaber zweier Firmen, die ebenso mit sportlichen Übertragungsrechten arbeiten.
Allein im vergangenen Jahr soll der CBF 519 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 170 Millionen Euro) eingenommen haben. Davon sollen 350 Millionen Reais (etwa 87 Millionen Euro) aus Sponsorverträgen stammen. Wie viel an Vermittlungsprovision angefallen ist, wird vom CBF geheim gehalten. Wie andere Journalisten bei vorangegangenen Anhörungen ausgesagt haben, lagen diese unter der Ägide von Ricardo Teixeira bei vier bis zehn Prozent der Vertragssumme und sollen unter José Maria Marin auf 15 bis 20 Prozent gestiegen sein. Nicht nur die Vermittlungsprovisionen liegen im Dunkeln. Auch über die Beträge, die von den Sponsoren fließen gibt es keine Angaben.
Jennings ist Autor der Bücher über die Korruption bei der Fifa und anderen Sportorganisationen. Darüber hinaus hat er seit 2009 mit dem amerikanischen FBI bei den Ermittlungen zusammengearbeitet, die Ende Mai in der Schweiz zur Festnahme von sieben Fifa-Mitgliedern geführt haben.