Ein freier Journalist aus Dänemark ist nur wenige Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in sein Heimatland zurückgekehrt. Ursprünglich wollte Mikkel Jensen über das sportliche Großereignis und das Gastgeberland ausführlich berichten, nun kapitulierte er vor der sozialen Missständen und der nicht nachlassenden Gewalt im größten Land Südamerikas. „Ein Gringo, der gesehen hat, was Gringos nicht sehen sollten“ postete er bereits am Montag (14.) auf einem Foto im sozialen Netzwerk Facebook.
In seiner ausführlicher Stellungnahme betont Jensen, sich schon vor gut zweieinhalb Jahren auf die Weltmeisterschaft vorbereitet zu haben. Zunächst habe er die Sprache erlernt und sei in die Kultur des Landes eingetaucht. Im September 2013 kam er dann nach Brasilien zurück um seine Arbeit zu beginnen. Doch in Fortaleza im Nordosten des Landes habe sich dann sein Traum „in einen Alptraum verwandelt“. Er habe ein gutes halbes Jahr lang die sich durch die WM ergebenen Veränderungen und Konsequenzen dokumentiert und dabei eine erschreckende Feststellung gemacht. Vertreibungen, Militär in den einfachen Vierteln, Korruption, geschlossene soziale Einrichtungen: alle diese Projekte und Veränderungen gäbe es wegen „Personen wie ich – einem Gringo und Teil der internationalen Medien“.
Der Journalist erhebt dabei auch schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Millionenstadt. Fortaleza als Hauptstadt des Bundesstaates Caerá ist nach Zahlen der Vereinten Nationen die gewalttätigste Metropole Brasiliens. Wie Jensen ausführt, habe er zahlreiche Gespräche mit Straßenkindern geführt und festgestellt, dass in einigen Fällen Kinder beim Schlafen in auf von Touristen frequentierten Zonen einfach ermordet sein sollen. „Warum? Um die Stadt für die Gringos und die internationale Presse sauber zu machen?“ fragt er zynisch nach. Er könne nicht mehr über die Fußball-WM berichten nachdem er nun wisse, dass der Preis der WM nicht nur der höchste aller Zeiten in Reais und Centavos sei sondern auch das Leben von Kindern beinhalte.
Erstmalig hatte Jensen über sein „Boykott“ in seinem WM-Blog am 08. April berichtet. Zahlreiche Medien seines Landes hatten sich der Geschichte danach angenommen, nach dem portugiesischen Facebook-Posting vom Wochenanfang berichten nun auch die großen Online-Portale Brasiliens über den Fall. Großartig ändern wird er damit natürlich nichts, vielleicht jedoch blicken nationale und internationale Medien nun noch ein bisschen genauer hinter die vermutlich auf Hochglanz polierten Kulissen rund um die sündhaft teuren Fußballtempeln in den Austragungsstädten.