Obwohl sie den Kampf verloren hatte, konnte die Brasilianische Boxerin Adriana Araújo am Ende befreit aufjubeln. Als erste Vertreterin ihres Landes hatte sie bei olympischen Spielen eine Medaille gewonnen. Da spielte es keine Rolle, dass das Boxtunier der Frauen erstmalig bei Olympia durchgeführt wurde. Und auch nicht, dass sie im Halbfinale gescheitert war und somit den Kampf um Silber und Gold verpasst hatte.
Araújo hatte Bronze gewonnen und damit gleichzeitig die 100. Medaille für Brasilien bei Olympischen Spielen. Doch noch historischer war, dass die 30-jährige aus dem Bundesstaat Bahia das geschafft hatte, wovon ihre männlichen Kollegen 44 Jahre Jahre lang geträumt hatten: olympisches Edelmetall zu erkämpfen. Denn das war einem brasilianischen Boxer zuletzt 1968 in Mexiko-City gelungen.
Bei so vielen Rekorden spielte das Ergebnis des Halbfinals in der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm gegen die Russin Sofya Ochigava dann tatsächlich nur noch eine untergeordnete Rolle. Kaum jemand wird sich an die klare 11:17 – Niederlage erinnern, an die erste Bronze-Medaille der brasilianischen Boxerin bei Olympia jedoch mit Sicherheit.
Bis zum ersehnten Medaillengewinn hatte das Leichtgewicht viel einstecken müssen. „Voll auf die Fresse“ hatte eine deutsche Tageszeitung von wenigen Tagen einen Bericht über das Boxturnier der Frauen tituliert und getreu diesem Motto wollt Araújo nun auch nach dem Kampf noch ein wenig austeilen. Ihre harsche Kritik galt niemand geringerem als dem Präsidenten des brasilianischen Boxverbandes CBBoxe, Mauro José da Silva. Dieser habe sie oft gedemütigt und keinerlei Respekt vor ihr gehabt. Nur aufgrund der Angst, nicht zu Olympia fahren zu dürfen, habe sie stets geschwiegen.
„Der Boxsport muss mehr gewürdigt werden, vor allem vom Verbandspräsidenten. Er hat mich verachtet und das mehrfach. Er hat gesagt, ich hätte nicht das Zeug, mich (für die Olympischen Spiele) zu qualifizieren. Nur damit er den Mund hält, habe ich mich qualifiziert und eine Medaille errungen. [..] Ich bin über mich herausgegangen, weil er gesagt hatte, ich hätte überhaupt keine Chance. Aber ich habe nicht nicht auf seine Worte gehört. Er hat mich wiederholt gedemütigt und mir angedroht, mich aus der Mannschaft zu nehmen“ so die frischgebackene Bronzemedaillengewinnerin in einem Interview nach dem Kampf.
Bestätigt hat ihre Aussagen auch der brasilianische Trainer Luiz Dórea. Da Silva sei “Diktator”, der dem Sport und den Athleten keinen Respekt entgegenbringen würde, setzte er nach. Die gewonnene Medaille sei schon aufgrund der ständigen Demütigungen so hart erkämpft worden, dass sie Gold wert sei. Seiner Aussage nach müsse nun ein Machtwechsel. Und da passe es gut, dass bald Wahlen anstünden. Da Silvas Amtszeit endet im Dezember.