Die brasilianische Fußball-Legende Sócrates ist am Sonntag (4.) im Alter von 57 Jahren gestorben. Der berühmte Ballkünstler erlag im Albert-Einstein-Krankenhaus in São Paulo den Folgen seiner Alkoholerkrankung. Die offizielle Todesursache lautet „septischer Schock“.
Sócrates war bereits im August und September auf der Intensivstation des Hospitals behandelt worden. Damals hatten die Ärzte innere Blutungen und eine Leberzirrhose festgestellt. In einem Interview bekannte sich das Idol einer ganzen Generation dann zu seiner Alkoholsucht und gelobte Besserung. Dieses letzte Spiel abseits des Rasens währte allerdings nur zwei Monate, dann hatte sein Körper keine Kraft mehr.
Der 1954 als Sohn von öffentlichen Bediensteten in Belém in Pará geborene Sócrates Brasileiro Sampaio de Souza Vieira de Oliveira entdeckte früh seine Leidenschaft für das runde Leder. Bereits in der Kindheit trainierte er parallel in zwei Jugendmannschaften, mit 17 spielte er in einer Amateurmannschaft in Ribeirão Preto im Bundesstaat São Paulo, wo die Familie zuvor hingezogen war. 1978 wurde er Traditionsverein Corinthians FC verpflichtet. Dort blieb er sechs Jahre, schoss 172 Tore in 297 Spielen wird noch heute als größtes Idol des Clubs gefeiert. In dieser Zeit beendete er nebenher sogar sein Medizinstudium, so daß er nach Ende seiner Profikarriere als Kinderarzt arbeiten konnte.
International bekannt wurde Sócrates bei den Weltmeisterschaften 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko, wo er die Seleção als Kapitän anführte. 63-mal stand er im kanariengelben Trikot auf dem Rasen, ein ganz großer Titel blieb ihm jedoch stets verwehrt. Heimlicher Höhepunkt und gleichzeitig der Beginn seines Karriereendes stellt die WM 1986 in Mexiko dar, wo der Rädelsführer im Mittelfeld den entscheidenden Elfmeter im Viertelfinale gegen Frankreich verschoß und Brasilien das frühe Aussscheiden bescherte. Drei Jahre später beendete er seine Profikarriere.
Sócrates kritisierte zuletzt immer wieder die Seleção, dessen defensives Spiel er als „unbrasilianisch“ bezeichnete. Sein Zauberfußball ist bis heute unerreicht und unvergessen, auch wenn dieses elegante Spiel wenig Erfolge vorweisen konnte. Trotzdem blieb der Ballkünstler stets im Gedächtnis der Fußballfans, die am Sonntagnachmittag zu Tausenden auf den Friedhof von Ribeirão Preto kamen, um ihrem Idol die letzte Ehre zu erweisen.