Politskandale, juristische Probleme, Planungsfehler und finanzielle Schwierigkeiten behindern weiterhin den Beginn der Bauarbeiten bei den meisten Stadion-Projekten für die FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Dies berichtet das WM-Portal brasil2014.fm nach Recherchen im grössten Land Südamerikas. FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke und Brasiliens Sportminister Orlando Silva zeigen sich daher extrem besorgt und drohen dem brasilianischen Fussball-Verband CBF mit der Streichung von einigen der derzeit zwölf geplanten Standorte. Laut der FIFA kann eine Endrunde auch in acht oder zehn Stadien ausgetragen werden.
“Unglaublich, wie spät Brasilien dran ist” erklärte Valcke im Rahmen einer Veranstaltung in Südafrika, diesjähriger Gastgeber des wichtigsten Fussball-Turniers der Welt. Auch wenn er die WM in Brasilien keinesfalls gefährdet sieht, mahnt er zur Eile. “Ihr müsst euch schon ins Zeug legen” forderte er die Entscheider in Politik, Wirtschaft sowie den brasilianischen Fussball-Verband CBF auf.
Bis zum heutigen 03. Mai 2010 hatten FIFA und Sportministerium den Regionalregierungen, Stadtverwaltungen und Vereinen eine Frist für den Baubeginn gesetzt. Doch ausser am Mineirão – Stadion in Belo Horizonte, wo derzeit Ausbessungsarbeiten stattfinden und in Cuiabá (Mato Grosso) und Manaus (Amazonas), wo das jeweils bestehende Verdão – Stadion und Vivaldão – Stadion für einen geplanten Neubau abgerissen wird, passiert ansonsten rein gar nichts.
Die Standorte Rio de Janeiro, São Paulo, Brasília, Salvador und Recife stehen dabei den grössten Problemen gegenüber. In den Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo müssen die Projekte für das Maracanã – Stadion und das Morumbi – Stadion erneut komplett nach den FIFA-Anforderungen umgearbeitet werden, damit sie nach der geplanten Renovierung auch tatsächlich WM-tauglich sind.
Im Hauptstadtdistrikt Brasília hat die Amtsenthebung von Gouverneur José Roberto Arruda und den damit verbundenen Politskandal sämtliche Ausschreibungen für das Estádio Nacional de Brasília derzeit auf Eis gelegt. Wann es damit weitergehen kann, ist unklar. Und in Salvador da Bahia sowie in Recife in Pernambuco behindern juristische Probleme den Beginn der Arbeiten am Fonte Nova – Stadion sowie der Arena Cidade da Copa.
Die Bürokratie behindert auch das Fortschreiten der Planungen in Fortaleza und Natal im Nordosten Brasiliens. In der Hauptstadt des Bundesstaates Ceará haben zwei der bei der bereits erfolgten Ausschreibung unterlegenen Konsortien den Rechtsweg eingeschlagen um doch noch den Zuschlag beim geplanten Castelão – Stadion zu erhalten. Und in Rio Grande do Norte ist das Projekt für die Arena das Dunas über die öffentlichen Anhörungen noch immer nicht hinaus gekommen.
In Curitiba und Porto Alegre hingegen herrscht massiver Geldmangel. Da sich die Arena da Baixada und das Gigante da Beira-Rio beide in Privathand befinden, gibt es seitens der öffentlichen Hand keinerlei finanziellen Beihilfen. Hier müsste die freie Wirtschaft einspringen, doch keinerlei Investoren zeigen derzeit Interesse, sich an den Projekten zu beteiligen. Der Präsident von Atlético Paranaense in Curitiba glaubt daher schon nicht mehr an seine Stadt als Austragungsstätte bei der Fussball-WM 2014. Und in Porto Alegre ganz im Süden des Landes will man nun gerichtlich prüfen, ob der Bundesstaat sich vielleicht doch an der Finanzierung mit öffentlichen Geldern beteiligen könnte.
Auch wenn derzeit erst die WM in Südafrika vor der Tür steht, die Zeit rennt den Verantworlichen trotzdem davon. In bereits drei Jahren müssen mindestens fünf Stadien vollständig fertiggestellt sein, um dort den Confed-Cup 2013 austragen zu können. Die Stadien für diese oft auch als WM-Generalprobe bezeichneten Mini-WM existieren – so behaupten es derzeit zumindest böse Zungen in Brasilien – noch nicht einmal als Modell. Brasilien hat somit noch einen weiten Weg vor sich, bis in vier Jahren Mannschaften aus aller Welt im Land des Rekordweltmeisters einmal erneut um den Titel kämpfen.
Foto: Divulgação | Mit Informationen von brasil2014.fm