Carlos Alberto Parreira steht vor der 7. Fussball – Weltmeisterschaft seiner Karriere. Der Brasilianer hat bereits fünfmal als Teamchef und zweimal als Konditionstrainer daran teilgenommen. Nun hat er erneut den Trainerposten der Nationalelf Südafrikas angenommen. Aber im kommenden Jahr wird sein Platz am Spielfeldrand jedoch von besonderen Gefühlen begleitet sein: erstmalig ist er damit auch der Trainer des Gastgebers einer Fussball-Weltmeisterschaft.
Für Parreira wiegt diese Aufgabe genauso schwer wie bei den beiden Weltmeisterschaften 1994 und 2006, in denen er die Seleção betreute. „Ich wird der gleiche Druck sein wie wenn man die brasilianische Nationalelf trainiert. Die Fans sind leidenschaftlich, sie wollen nicht wissen oder die Mannschaft gut oder schlecht ist. Sie wollen ins Finale“ erklärte der Weltmeister von 1994 kurz nach Bekanntgabe der Übernahme des Trainerpostens bei der Bafana Bafana.
Als Konditionstrainer war er bereits unter Teamchef Zagallo bei der WM 1970 und 1974 für Brasilien mit von der Partie. Später trainierte er die Nationalmannschaften Kuweits 1982 und der Vereinigten Arabischen Emirate 1990. Vier Jahre später gewann er ebenfalls als Trainer mit Brasilien den vierten WM-Titel und stand 1998 für Saudi-Arabien erneut als Trainer bei einer Weltmeisterschaft am Spielfeldrand. Und bei der letzten WM 2006 trainierte er abermals die Seleção, die jedoch überraschend früh aus dem Turnier ausschied und wurde vom heutigen Trainer Carlos Dunga abgelöst.
Danach übernahm Parreira zunächst den Trainerposten der Bafana, kehrte jedoch 2008 aufgrund einer Erkrankung seiner Frau nach Brasilien zurück. Den Posten übernahm Joel Santana, ebenfalls ein Brasilianer, der jedoch nach acht Niederlagen seines Teams in Folge in der vergangenen Woche entlassen wurde. Die Ernennung Parreiras stösst deshalb in Südafrika nicht nur auf Zustimmung. Während der Bekanntgabe der Verpflichtung von Parreira äusserten drei Mitglieder des südafrikanischen Verbandes öffentlich Kritik an der Entscheidung. Nach Meinung von Clive Barker, Jomo Sono und Gavin Hunt benötigt die Bafana einen Trainer aus dem eigenen Land.
„Das ist normal. Genauso wie in Brasilien“ zeigte sich Parreira unerschrocken der Kritik. „Als ich die Seleção 1993 übernahm, gab es den gleichen Druck, verschiedene Trainer bewarben sich um den Posten. Man muss sich das als Ausländer vorstellen. Die Südafrikaner denken, die haben ein Recht die eigenen Nationalmannschaft zu trainieren, und das ist nicht falsch, das ist vielmehr logisch“ fügte er hinzu.
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