21 Wisenschaftler aus verschiedenen Bereichen haben es kollektiv abgelehnt, vom ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro ausgezeichnet zu werden. Der wollte ihnen den „Ordem Nacional do Mérito Científico“ verleihen, eine der höchsten Auszeichnungen Brasiliens für Wissenschaftler. Die haben die Ehre aber abgelehnt, nachdem zwei Forscher zunächst benannt, dann jedoch wieder von der Liste gestrichen worden sind.
Nach einer veröffentlichten Liste sollten eigentlich auch die Forscher Adele Benzaken und Marcus Lacerda geehrt werden. Kurz nach der Veröffentlichung ließ Bolsonaro die beiden jedoch von der Liste streichen. Lacerda war einer der ersten Forscher, der mit einer Studie die Unwirksamkeit von Chloroquin bei der Behandlung von Covid-19 nachgewiesen hat. Bolsonaro ist indes vehementer Verfechter des Medikaments und ließ entsprechende Kits zur „vorzeitigen Behandlung“ gegen Covid-19 verteilen.
Benzaken wiederum hat im Gesundheitsministerium eine Broschüre erarbeiten lassen, wie sich Transexuelle gegen ansteckende Krankheiten wie Aids schützen können. Auch dies schien Bolsonaro gegen den Strich zu gehen. Benzaken wurde kurz nach Amtsantritt Bolsonaros entlassen.
Ihre Ablehnung der Auszeichnung begründeten die 21 Wissenschaftler jedoch nicht nur aus Solidarität mit ihren Kollegen. Als Begründung in einem offenen Schreiben wird ebenso der Negationismus Bolsonaros angeführt, die Verfolgung von Wissenschaftlerkollegen und die Kürzungen im Bereich von Wissenschaft und Technologie.
Bolsonaro weigert sich nach wie vor, wissenschaftliche Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie anzuerkennen. Statt auf Vermeidung setzt er auf das gegen Covid-19 unwirksame Chloroquin, Masken hält er für unnötig und gefährlich. Darüber hinaus hat er selbst während der schwersten Zeiten der Pandemie in Brasilien für Menschenansammlungen gesorgt.
In dem Ablehnungsschreiben ist angesichts der jüngsten Vorkommnisse von „systematischen Attacken gegen Wissenschaft und Technik“ sowie von Rückschritten bei der Forschung die Rede. Ausgewählt worden sind die zu ehrenden Wissenschaftler schon 2019 von einer Kommission.