Immer mehr Brasilianer schaffen sich Schußwaffen an. Allein im vergangenen Jahr haben Bürger knapp 180.000 Anträge zur Neuregistrierung einer Schußwaffe gestellt. Seit dem Amtsantritt des rechtspopulären Präsidenten Jair Bolsonaro haben sich die Neuregistrierungen beinahe verdreifacht.
Schon im Wahlkampf hatte Bolsonaro damit geworben, den Bürgern zum Recht auf eine Schußwaffe zu verhelfen. Seine Auftritte hat er dabei stets mit dem Peng-Peng-Zeichen beendet, Zeigefinger und Daumen in die Luft gestreckt.
Schon kurz nach Amtsantritt hat Bolsonaro den Zugang zu Schußwaffen und Munition erleichtert. Das Ergebnis war ein starker Anstieg bei den Neuregsitrierungen. 2019 und 2020 hat die Bundespolizei des Landes 273.835 neue Genehmigungen für den Besitz von Schußwaffen ausgestellt. Dem gegenüber stehen 96.512 Neuregistrierungen in den Jahren 2017-2018.
Bewaffnet haben sich vor allem Privatpersonen. Sie repräsentieren 70 Prozent der Neuregistrierungen. Die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf private Sicherheitsfirmen, Stadtwächter und öffentliche Angestellte der Justiz.
Beinahe 30 Normen hat die Regierung des Rechtspopulisten bereits ausgestellt, um den Waffenzugang zu erleichtern. Unlängst sollten sie sogar von der Einfuhrsteuer befreit werden. Das Vorhaben ist vom Obersten Gerichtshof STF jedoch vorerst auf Eis gelegt worden.
Spezialisten kritisieren die Aufrüstung der Bevölkerung. Ein Teil der offiziell registrierten Waffen lande in den Händen von Kriminellen, konstatiert Carolina Ricardo vom Instituto Sou da Paz. Sie verweist auch auf einen Anstieg der Gewalt. Immer öfter würden banale Konflikte mit einem Schuß „gelöst“, so Ricardo.
Nach dem 2020 veröffentlichten Gewaltatlas sind 2018 in Brasilien 57.956 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen.