In Brasilien wird daran gearbeitet, das Zuckerrohr künftig doppelt zu nutzen: zur Gewinnung von herkömmlichen Alkohol und ebenso von Ethanol, der als Treibstoff für Autos benutzt wird. Möglich ist die Doppelnutzung durch ein Zellulose-Verfahren bei dem die Abfallprodukte aus der Alkoholherstellung verwendet werden. Die Bank für Wirtschaftsentwicklung (BNDES) hat im September bereits die Finanzierung einer entsprechenden Fabrik in São Paulo zugesichert, der ersten weltweit dieser Art.
Bisher ist die Gewinnung von Ethanol aus Zuckerrohr nicht unumstritten. Kritisiert wird vor allem, dass für die Herstellung des Ethanols eigens Zuckerrohr angebaut werden müsse. Dazu sind indes landwirtschaftliche Flächen notwendig, die eigentlich für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten. Kritiker könnten jedoch künftig verstummen, sind doch mit der neuen Technik keine zusätzlichen Anbauflächen für Zuckerrohr notwendig.
Bisher landeten die Blätter und ausgepressten Zuckerrohre nach der Gewinnung des Alkohols auf dem Kompost, blieben ungenutzt auf dem Acker liegen oder wurden gar verbrannt. Künftig soll der “grüne Abfall” zunächst in Zellulose verwandelt werden, um dann die Fermentation einzuleiten und so Ethanol zu gewinnen. Das Zuckerrohr wird somit doppelt genutzt. Darüber hinaus soll der Zellulose-Ethanol aus Zuckerrohr billiger sein als Benzin und Ethanol aus Mais. Sogar das Klima soll von dieser Technologie profitieren. Wie es im Blog EcoInformação heißt, ist beim Zellulose-Ethanol der Ausstoß von CO² und Feinstaub geringer.
Ethanol wird unter anderem als alternativer Kraftstoff anstatt Benzin für Fahrzeuge eingesetzt. In Brasilien sind die sogenannten “Flex-Modelle” bei den Autos beliebt. Sie können sowohl mit dem billigeren Ethanol als auch mit Benzin betankt werden.
Noch muss die Technologie zur Gewinnung von Zellulose-Ethanol aus Zuckerrohr verfeinert werden, um eine effektivere Ausnutzung zu garantieren. Weitere Studien sind nötig, wie Professor Sérgio Salles-Filho, der Universität in Campinas dem Nachrichtenmagazin G1 sagte. Dennoch hat die Bank für Wirtschaftsentwicklung (BNDES) bereits umgerechnet etwa 70 Millionen Euro als Kredite für den Bau einer Fabrik in Piracicaba (Bundesstaat São Paulo) zugesichert, in der Zellulose-Ethanol aus Zuckerrohr hergestellt werden soll.