In Rio de Janeiro ist am Freitag (15.) mit dem „Volksgipfel“ („Cupula dos Povos“) die größte alternative Veranstaltung im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 eröffnet worden. Über 50.000 Menschen erwarten die Organisatoren in den kommenden 10 Tagen auf dem weitläufigen Areal rund um das Museum für moderne Kunst im Süden der Millionenmetropole. Zahlreiche Gruppe wie indigene Völker, religöse Minderheiten oder Menschenrechts- und Umweltorganisationen haben diesen Platz gewählt, um sich auszutauschen und gemeinsam für eine bessere Zukunft zu demonstrieren.
Der Veranstaltungsmarathon wurde bereits am Vormittag mit einer ersten Podiumsdiskussion von Greenpeace zu einem Dauerthema eröffnet: der Kampf gegen die immer weiter fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien und seinen Nachbarländern. Der Kampf gegen die Abholzung steht im Hinblick auf das erst vor kurzem in Brasilien geänderte Waldgesetz im Zentrum zahlreicher Aktionen der Zivilgesellschaft.
„Obwohl die Entwaldungsrate in den letzten Jahren international und in Brasilien zurückgegangen ist, sind die Auswirkungen der immer noch fortschreitende Abholzung auf den Klimawandel unter den vorherrschenden Bedingungen verheerend“, warnte daher auch der Leiter der Greenpeace-Amazonienkampagne Paulo Adario.
Trotz den zahlreichen Forderungen an Politik und Wirtschaft prägte ein zwar angeregte, aber doch friedliche Stimmung den ersten Tag des Volksgipfels: es wurde viel diskutiert, zum Beispiel über religiöse Toleranz oder Nahrungsmittelsicherheit. Aber auch über die seit dem Rio+20-Prozess ins Interesse der breiteren Öffentlichkeit gerückten Themen wie nachhaltiger Städtebau oder die Schaffung umweltverträglicher Arbeitsplätze wurde referiert.
Brasiliens Landbevölkerung machte an anderer Stelle auf die Probleme in den Trockengebieten dieser Welt aufmerksam, während die Besucher dabei den traditionellen Klängen brasilianischer Musik aus dem Nordosten des Landes lauschen konnten. Zudem waren auffallend viele Jugendliche auf dem alternativen Gipfel vertreten. Beobachter werten dies als ein Zeichen für das Interesse der jungen Generation, nach einem nachhaltigen Entwicklungsweg für die Zukunft zu suchen.
Eine kriegerische Nachricht kam vom berühmten Kayapó-Indianerhäuptlings und Umweltaktivist Raoni Metuktire: „Ich bin immer noch am Leben um gegen die Dinge zu kämpfen, die der weiße Mann uns und der Natur antut“. Friedliche und optimistische Töne suchte Außenminister Antonio Patriota, der den Volksgipfel ebenfalls zur Eröffnung besuchte: „Das Maß an zivilgesellschaftlicher Teilnahme an diesem Prozess ist einmalig“ lobte er das breite Engagement.