Die brasilianische Marine hat weitere grausige Funde im Atlantik entdeckt. Nach Auskunft eines Militärsprechers wurden in den vergangenen Stunde drei weitere Körper aus den Fluten geborgen. Damit erhöht sich die Zahl der Körper, welche der Ozean nach dem Absturz des Linienfluges AF 447 der Air France wieder freigegeben hat, auf insgesamt 44. Von 184 weiteren Passagieren und Besatzungsmitgliedern sowie dem Hauptwrack, einem Airbus A 330-200, fehlt immer noch jede Spur.
Alle sterblichen Überreste werden zunächst nach Fernando de Noronha gebracht, von wo aus sie umgehend aufs Festland geflogen werden. In der Küstenstadt Recife haben Spezialisten mittlerweile mit der Indentifizierung der ersten Leichen begonnen. Sollten keine besonderen Erkennungsmerkmale wie Narben, Piercings oder Tattoos vorhanden sein, bleibt den Ermittlern nur die DNA-Analyse übrig. Entsprechende Proben wurden inzwischen von den Polizeikräften in Zusammenarbeit mit den Angehörigen gesammelt.
Neben den Untersuchungen an den Wrackteilen erhofft man sich anhand der Obduktionen der Leichen auch weitere Rückschlüsse auf den Unfallhergang. So kann man unter anderem feststellen, ob die Opfer bereits in der Luft verstorben oder erst später ertrunken sind. Aber auch durch eine Explosion könnten die Leichen gezeichnet sein. Wie auch immer der Tod eintrat, die Ermittler erwartet das Grauen. Selbst eventuell unversehrte Körper dürften den Suchmannschaften daher langfristig Albträume bescheren. Nach über einer Woche immer Wasser sind die Körper bis zur Unkenntlichkeit aufgebläht, Faulgase habe sich gebildet, die Verwesung hat eingesetzt. Bilder, welche die Rettungskräfte nie vergessen werden.
Die Bergungsarbeiten laufen derweil ohne Unterlass weiter. Seit Freitagvormittag sind mehrere Schiffe auf dem Weg zu einem weiteren Punkt, an dem Suchflugzeuge ebenfalls Trümmerteile entdeckt haben sollen. Runde eine Woche soll die Aktion noch fortgesetzt werden, logistisch wäre eine Fortführung der Bergung bis zum 25. Juni möglich. Unter den dutzenden Schiffen und Flugzeugen des brasilianischen Militärs dreht inzwischen auch ein französisches Atom-U-Boot seine Runden. Es ist mit einem hochsensiblen Sonar ausgestattet und soll den Flugschreiber orten. Das Boot selbst kann nur 300 Meter tief tauchen, die Black-Box könnte jedoch in bis zu 8.000 Metern Tiefe liegen. Ob sie daher jemals gefunden wird, ist äusserst fraglich. Die französische Regierung schätzt die Bergung mittlerweile als äussert gering ein.
An Bord des Airbus A 330-200 befanden sich insgesamt 216 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder. Unter den Passagieren aus 32 Nationen sind auch 28 deutsche und 58 brasilianische Staatsangehörige. Die erst vier Jahre alte Maschine verschwand am frühen Morgen des 01. Juni um 04:14 Uhr MESZ urplötzlich vor der brasilianischen Küste von den Radarschirmen und stürzte ins Meer. Sie war auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris und hatte zuvor innerhalb von 4 Minuten insgesamt 24 Störungsmeldungen abgesetzt, darunter der Ausfall wichtiger Steuerungssysteme und Messgeräte. Inzwischen wird eine erwiesene Fehlfunktion bei der Geschwindigkeitsmessung als Unfallursache nicht mehr ausgeschlossen. Es ist eine der schlimmsten Flugkatastrophen der letzten Jahrzehnte.