Missbrauchte 11-jährige bekommt Kind vom eigenen Grossvater

Datum: 26. März 2008
Uhrzeit: 15:04 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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Kinder in der Mutterrolle: Welche Zukunft haben Mutter und Kind? (*)Immer wieder werden Kinder in Brasilien zu Müttern. Wie im Fall eines Mädchens aus Belford Roxo im Bundesstaat Rio de Janeiro, welches im vergangenen Jahr im Alter von 10 Jahren vom eigenen Grossvater sexuell missbraucht und dabei geschwängert wurde. Das Mädchen, mittlerweile 11 Jahre alt, brachte im Januar dieses Jahres ein gesundes Mädchen zur Welt und lebt weiterhin mit Grossmutter und Eltern zusammen.

Ihr Grossvater, der 70-jährige Genival Fernandes da Silva, flüchtete nach Bekanntwerden der Schwangerschaft, in dessen Rahmen auch der sexuelle Missbrauch ans Licht kam. Die Eltern des Mädchens erstatteten Anzeige bei der Polizei, die daraufhin eine Fahndung einleitete. Zudem wurde seitens eines lokalen Gerichts ein entsprechender Haftbefehl erlassen.

Über 10 Monate versteckte sich Genival weit entfernt in der Kleinstadt Solânea im Bundesstaat Paraiba, bevor er Anfang März von der Polizei festgenommen werden konnte. Die Polizeibehörden arbeiteten dabei eng mit der Sozialversicherung und den Banken zusammen, wobei festgestellt wurde, dass der Pensionär sich regelmässig seine Rente in einer Poststelle in Solânea auszahlen liess. Dort installierten die Beamten den Schalterbeamten eine Klingel und als Genival das Postamt verliess, konnte er von der bereits eingetroffenen Polizei widerstandslos festgenommen werden. Gestern wurde er nun in den Bundesstaat Rio de Janeiro überführt, wo ihm in Kürze der Prozess gemacht wird.

In einer ersten Vernehmung hat der 70-jährige Täter seiner Enkelin die Schuld gegeben. „Er behauptet, es sei in einem Moment der Schwäche passiert und sagte, dass das Mädchen keine Jungfrau mehr gewesen sei. Aber wir wissen, dass es ein Kind ohne jegliche Erfahrung war, welches nur zwischen Schule und Zuhause lebte“ kommentierte ein lokaler Polizeisprecher die ersten Ermittlungsergebnisse.

Fasst man die Berichte in den brasilianischen Medien zusammen, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die Schwangerschaft bereits im zweiten oder dritten Monat entdeckt wurde. Damit wäre aus medizinischer Sicht eine Abtreibung noch möglich gewesen. Zwei Punkte sprechen allerdings in Brasilien immer wieder dagegen. Zum einen lehnen viele Menschen eine Unterbrechung der Schwangerschaft aus religiösen Gründen ab, zum anderen ist es nach dem Gesetz strengstens verboten. Nur in Ausnahmefällen genehmigen Richter nach langwierigen Prozessen eine Abtreibung und dann meist nur, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft ernsthaft gefährdet ist. Behinderungen des ungeborenen Kindes, das Alter der Mutter oder auch das Zustandekommen der Schwangerschaft finden in den Urteilen meist keine Berücksichtigung.

Somit wird unter Umständen einem 11-jährigen Mädchen nun auferlegt, ihre Jugend mit ihrem Kind vom eigenen Grossvater zu verbringen. Welche Chancen hat das Kind? Welche die Mutter? Wie reagiert das soziale Umfeld?

Anmerkung: Da keine konkreten Informationen vorliegen, ist der letzte Absatz rein spekulativ zu sehen. Es besteht selbstverständlich die Möglichkeit, dass sich Kindsmutter und die Eltern klar für ein Austragen entschieden haben. Vermutlich haben sie sich jedoch eher damit abgefunden, da durch die polizeilichen Ermittlungen eine illegale und unentdeckte Abtreibung nun nicht mehr möglich war – was jedoch mit Sicherheit in vielen anderen ähnlich gelagerten Fällen vorkommt, wenn keine Anzeige erstattet wurde und das Geschehene vertuscht werden soll.

* Das Foto zeigt die 10-jährige N.F.S. aus Itapipoca im Landesinneren von Ceará, die am 20. Oktober 2007 von ihrem 26-jährigen Freund ein Baby bekam. Die Schwangerschaft geht in diesem Fall im Prinzip auf sexuelle Handlungen im gegenseitigen Einverständnis zurück. (Foto/Quelle: diariodonordeste.globo.com)

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