Die Polizei des brasilianischen Bundesstaates Pará hat heute gegen 12 Personen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um die illegale Inhaftierung des erst 15 Jahre alten Mädchens in der Kleinstadt Abaetetuba im November vergangenen Jahres in einer überfüllen Männerzelle (mehr…) zu untersuchen. Der Fall machte international Schlagzeilen und verdeutlichte abermals die katastrophalen Bedingungen im brasilianischen Justizsystem.
Angezeigt wurden bislang vier Kommissare der Polizeistation, ein Zivilpolizist, fünf Mitarbeiter der Haftanstalt und zwei Inhaftierte, denen mehrfache Vergewaltigungen und Misshandlungen (mehr…) vorgeworfen werden. Den vier Kommissaren werden laut den Ermittlungsbeamten drei Straftaten nach dem brasilianischen Jugendschutzgesetz zur Last gelegt: Freiheitsentzug, unterlassene Benachrichtigung der Justiz bezüglich der Verhaftung und unterlassene Anordnung zur unverzüglichen Freilassung der Minderjährigen. Laut dem Gesetz droht jedem eine Haftstrafe zwischen zwei Monaten und zwei Jahren. Zudem ist ein weitere administrativer Prozess am Laufen, welcher jedoch noch nicht abgeschlossen ist.
Das Mädchen war im Oktober vergangenen Jahres aufgrund eines angeblichen Diebstahls verhaftet und zu 20 Männern in eine überfüllte Zelle gesteckt worden. Dort wurde sie fast einen Monat lang täglich wiederholt vergewaltigt, geschlagen und anderweitig erniedrigt. Alle Beteuerungen des Mädchens, sie sei minderjährig, wurden von den Beamten vor Ort nicht beachtet. Vielmehr musste sie sich ihre Essen aufgrund der prekären Situation in den brasilianischen Haftanstalten gegen Sex erbetteln. Das stark traumatisierte Mädchen und ihre Familie befinden sich mittlerweile in einem Zeugenschutzprogramm der Regierung.