Soeben habe ich eine Email aus Rio de Janeiro bekommen, die ich auf gar keinen Fall unveröffentlicht lassen darf!
Sehr geehrter Herr Lang,
Ich habe ihre Berichte ueber den ‚Buergerkrieg‘ in Rio gelesen. Ich kann alles leider nur bestaetigen. Ich leiste gerade meinen Zivildienst im ICP (Insituto Central do Povo) ab und wohne auch dort. Das Institut befindet sich direkt am Fusse des ‚Morro da Providencia‘ und die letzte Nacht war echt die Hoelle. An dem Gebaeude in dem ich wohne haben sich diverse Einschussloecher in den letzten Tagen angesammelt und die meisten Gefechte finden in meiner unmittelbaren Umgebung statt.
Mich wuerde interessieren, wo sie sich zur Zeit befinden?MfG
Martin Gruetzke
Was Martin in Rio genau macht und einiges mehr über die Favelas und Drogenkriege findet ihr HIER! Nachfolgend noch ein Bild von Google Earth. Auf der rechten Seite sieht man das ICP. Einen grösseren Ausschnitt bekommt man durch ein Klick auf das Bild!
Erstmal Respekt für Martin, dass er so seinen Zivildienst in Brasilien macht. Zivildienst ist immer eine lohnende Sache, war’s für mich jedenfalls aber wenn man ihn noch im Außland ableistet, kann man dem nur Respekt zollen.
Ich finde das ja schon alles sehr beunruhigend, was bei euch so passiert. Noch beunruhigender ist allerdings, dass man in der deutschen Presse so gar nichts über die derzeitigen Ereignisse findet. Da lob ich mir doch die Blogs. Wo gibts denn sonst noch Informationen aus erster Hand? Ab heute bin ich brasilblog-Fan
Es gab ein paar Artikel, unter anderem auf N24. Ansonsten ist zwar schon Nachsaison, aber es gibt immer noch genug Touristen, die derzeit nach Rio reisen. Die will man sicherlich nicht verunsichern. Auch das auswärtige Amt hat keine erweiterten Warnungen ausgegeben.
Es gibt noch einen weiteren Artikel von Karl Weiss, Rio de Janeiro für RBI Aktuell, der schon einiges richtiges über die Auswirkungen schreibt, jedoch würden anscheinend keine Kämpfe stattfinden. Dies deckt sich dann wiederum nicht mit den Tageszeitungen hier in Brasilien und der Mail von Martin. Also das da viel faul ist, ist klar. Aber das auch viel geschossen wird, sollte man nicht verleugnen.
Mein Gott, was ist da nur in Rio los ! Das ist ja kaum zu glauben.
Wie kann man an so eine Zivildienststelle (Kriegsdienstverweigerungsstelle lt. GG) kommen? Kannst du genauere Daten liefern? Jeder Verweigerer wäre über genauer Infos dankbar. Bitte.
Keine Ahnung, es läuft ja anscheinend über die evangelische Kirche. Auf der Seite von ihm ist auch seine Emailadresse, worunter man ihn erreichen kann. Ich denke, es ist ein freiwilliges, soziales (es gibt auch ökologisches) Jahr im Ausland. Mein Besuch Vincent im Januar aus Argentinien hatte das ja auch gemacht.
Oha. „freiwilliges, soziales (es gibt auch ökologisches) Jahr “ ist nur dann als Wehrersatzdienst (keine Kriegsdienstverweigerung, da so ähnlich wie Feuierwehr oder Polizei oder so, wenn ich es noch recht weiss) anerkennbar, wenn man sich über einen gewissen Zeitraum (siehe Feuerwehr) verpflichtet. Hat also mit der anerkannten kriegsdienstverweigerung nichts zu tun. Ist somit auch kein zivildienst IMHO. Aber deine Quelle kann es wohl genauer (100%) beschreiben.