Unglaubliche Szenen spielten sich am Freitag neben dem beschriebenen Häuserkampf in der Favela „Morro da Providência“ ab. Am Anfang demonstrierten Anwohner gegen die Absperrung ihres Viertels durch das Militär und die Präsenz des Militärs vor Schulen und Geschäften. Doch dann änderte sich die Situation. Plötzlich erschienen vermummte „Protestler“ und versuchten Soldaten die Waffe zu entreissen.
Bei dem anschliessenden Tumult wurden 4 Personen festgenommen, darunter ein Minderjähriger. Soldaten schrien Müttern und Kindern zu, sich aus der Schusslinie fernzuhalten. Seitens des Militärs gab es wiederholt Warnschüsse in die Luft, welche von der Drogenmafia auf gleiche Weise beantwortet wurden. Im Laufe des Vormittags kam es aber dann noch zu einigen direkten Konfrontationen. Informationen über Tote oder Verwundete gibt es keine.
Inzwischen sind auch vier Personen identifiziert worden, die an dem Raubüberfall beteiligt waren, der die Militäraktion ausgelöst hat. Bei zwei Verdächtigen handelt es sich um Ex-Militärs. Nach neuesten Erkenntnissen sollen bis zu 2o Personen daran beteiligt gewesen sein.
In einem Eilverfahren hat heute ein Gericht in Rio de Janeiro einen Antrag des „Ministério Público“ auf Beendigung der Militäraktion abgelehnt. Dieses hatte argumentiert, dass laut Verfassung die Polizei und die Militärpolizei innerhalb brasilianischer Städte verantwortlich wären, nicht jedoch die Streitkräfte. Staatspräsident Lula da Silva rechtfertigte am Rande seines Staatsbesuches in Großbritannien jedoch die umstrittene Aktion und stellte sich demonstrativ hinter das Militär.