Brasiliens Gefängnisse sind bekanntermassen überfüllt. In kleinen Zellen sind teilweise Dutzende Verbrecher zusammengepfercht, es herrschen schreckliche hygienische Bedingungen, Gewalt ist an der Tagesordnung.
Auch vor den Polizeistationen machen die Probleme nicht halt. Wie z.B. in Palhoça im Grossraum von Florianópolis. Weil in den Gefängnissen in der Umgebung kein Platz ist, können die Häftlinge nicht von der Polizeistation verlegt werden. 17 Männer teilen sich dort derzeit eine Zelle, die für 4 Personen vorgesehen ist. Und täglich werden weitere Kriminelle verhaftet. Doch wohin mit diesen?
Foto: Hermínio Nunes/Agência RBS/AE
Am vergangenen Freitag wurden nun 5 Verhaftete vor der Polizeistation angekettet. Dort harren sie nun Tag und Nacht und warten darauf, dass die Justiz ihren Weg geht. Tagsüber dürfen sie die Polizisten bitten, aufs Klo gehen zu dürfen, nachts verrichten sie ihre Notdurft in Plastikflaschen und Einkaufstüten.
Keiner der Verhafteten beschwert sich über die Situation, ganz im Gegenteil. Einstimmig erklären sie, lieber vor der Polizeiwache angekettet zu sein, als sich mit 17 anderen eine 4-Mann-Zelle zu teilen. Natürlich hoffen sie auch auf eine kleine Unachtsamkeit der Wärter. Einem gelang am Sonntag daraufhin die Flucht, er wurde jedoch ein paar Stunden später wieder gefasst. Nun hat er eine Kette mehr und zudem wurden ihm die Hände gefesselt.
Die Inhaftierten dürfen nach dem Gesetz jedoch nun einige Stunden auf der Polizeiwache festgehalten werden und ausserdem nur, wenn sie auf frischer Tat ertappt wurden. Ansonsten müssen sie sofort in eine Untersuchungshaftanstalt oder ein ordentliches Gefängnis verlegt werden. Teilweise sind die Kriminellen in Palhoça jedoch bereits seit 80 Tagen dort inhaftiert.
Laut Kommissarin Andréa Pacheco ist die Situation der Überbelegung absolut unerträglich. Und die Zahl der Verhaftungen wird steigen, wenn im Januar die Touristen nach Santa Catarina kommen. Dann steigen Diebstahls- und Raubdelikte sprunghaft an.