Anders ist es inzwischen nicht mehr zu bezeichnen. Es herrscht KRIEG in Rio de Janeiro. Was bislang ein Militäreinsatz war, der sich auf Durchsuchungen einzelner Viertel beschränkte, ist nun im „Morro da Providência“ zu einem Bürgerkrieg mit Häuserkampf ausgeartet.
Das Militär spricht inzwischen offen über die psychologische Kriegsführung seitens der Drogenmafia. Gestern abend wurden wiederholt Soldaten unverhofft und aus verschiedenen Richtungen angegriffen, es kam immer wieder zu minutenlagen Feuergefechten. Anwohner rannten panisch durch die Strassen, nervöse Soldaten verloren die Kontrolle über die Situation und konnten nur mit Mühe – so Augenzeugen – davon abgehalten werden, blindlings auf herumlaufende Personen zu schiessen. Für einen besseren Überblick, und um endlich die Situation in den Griff zu bekommen, wurde nun vom Militär ein dem Viertel gegenüber liegender Hügel, der „Morro do Pinto“ besetzt. Tagsüber sei die Situation zwar ebenfalls angespannt, aber ruhig, so ein Militärsprecher.
In „Providência“ stehen nun an jeder Ecke Soldaten mit Schnellfeuergewehren. Mit der Abenddämmerung steigt die Anspannung und Nervosität. Unruhe breitet sich aus unter Militär und Bewohnern. Und ab 20 Uhr sind die Strassen wie leergefegt. Soldaten liegen in ihren „Stellungen“. Jeder wartet auf den nächsten Angriff.