Ein erst 15 Jahre altes Mädchen wurde von der Polizei in Abaetetuba im brasilianischen Bundesstaat Pará rund einen Monat mit 20 Männern in eine Gemeinschaftszelle eingesperrt. Nach ersten Informationen wurde die Jugendliche in dieser Zeit von den Mitinsassen wiederholt vergewaltigt.
Noch sind die Hintergründe verworren und unklar. Nach Aussage der örtlichen Polizei sei das Mädchen wegen Verdachts auf Diebstahl festgenommen worden. Da die Kleinstadt rund 80 Kilometer von Belém entfernt keine Zellen für Frauen habe, da diese bei einer Revolte zerstört wurden, sei es nicht ungewöhnlich, die Frauen in den Männerzellen unterzubringen. Jugendliche seien davon natürlich ausgenommen. Allerdings habe die Verdächtige keinen Ausweis bei sich gehabt, so dass eine Altersüberprüfung nicht möglich gewesen wäre.
Nach Aussage des Mädchens, über deren ethnische Herkunft und soziale Schicht bislang keine Angaben gemacht wurden, sei sie vergangene Woche überraschend von einem Polizisten zur Stadtgrenze gefahren worden. Dort habe man ihr befohlen, die Stadt zu verlassen. Die Polizei behauptet jedoch, die 15-jährige sei geflohen. Dies habe man auch den Verwandten gesagt, die das Mädchen kurz nach dem Verschwinden besuchen wollten.
Insgesamt drei Tage blieb die Jugendliche verschwunden, bevor sie am vergangenen Samstag mit ihrer Familie Kontakt aufnahm. Das Vormundschaftsgericht beschäftigt sich nun mit dem Fall, der mittlerweile in ganz Brasilien Aufsehen erregt und von immer mehr Medien aufgegriffen wird. Doch die Qualen des Mädchens sind noch nicht vorüber. Nun wurden zuerst medizinische Untersuchungen durchgeführt um festzustellen, ob sie Opfer sexueller Gewalt wurde und ob sich sich Geschlechtskrankheiten oder andere Infektionen zugezogen hat. Zahlreiche Verhöre und Gegenüberstellungen stehen vermutlich auch noch bevor. Bleibt zu hoffen, dass sie die psychologische Betreuung erhält, die sie mit Sicherheit benötigt.
Der brasilianische Anwaltsverband forderte inzwischen die harte Bestrafung der Verantwortlichen: „Dies ist ein solch schrecklicher Fehler, sie hätte nicht in einer Männerzelle sein dürfen, egal aus welchem Grund, wo in einer solchen Situation sofort jegliche Arten von physischen und sexuellen Übergriffen gegen ein Mädchen geschehen werden“ erklärte eine Sprecherin des regionalen Verbandes in Pará.